© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/17 / 06. Januar 2017

Rasanter Glaubensschwund in den Niederlanden: Christentum als Randphänomen
Erosion der Volkskirchen
(wm)

In seinem kulturhistorischen Bestseller „Wie Gott verschwand aus Jorwerd“ (1999) hat der Pfarrerssohn Geert Mak mikrosoziologisch protokolliert, wie ein Dorf in der niederländischen Provinz Friesland binnen weniger Generationen vom Glauben der Väter abfiel. Seitdem häufen sich Studien zum Prozeß der Säkularisation in einem westeuropäischen Land, das schon fünf Prozent Muslime sowie zwei Prozent Buddhisten und Hindus aufweist, während die Erosion der christlichen Volkskirchen sich so rasant vollzieht wie in Deutschland. Die jüngste repräsentative Erhebung zur Situation des Glaubens – befragt wurden 2.100 Niederländer nach Kirchenbindung, Glaubenspraxis, Spiritualität – ergab, daß sich zwei Drittel der Bevölkerung keiner Religionsgemeinschaft mehr zurechnet, hauptsächlich Agnostiker und Atheisten, und sich als völlig unkirchlich bezeichnet (zeitzeichen, 9/2016). 1958 stuften sich hingegen nur 24 Prozent so ein. Treu zur Protestantischen Kirche, 2004 aus den beiden großen reformierten und der lutherischen Kirche hervorgegangen, stehen nur karge 8,6 Prozent. Zur römisch-katholischen Kirche bekennen sich 11,7 Prozent der Niederländer – überwiegend der „Generation 60plus“ angehörend. Von den heute rund 7.000 Kirchen und Kapellen steht daher in den kommenden Jahrzehnten einem knappen Drittel der Abriß oder die Umwidmung zu Moscheen bevor.


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