© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/17 / 13. Januar 2017

FDP
Gernegroß
Axel Reintjes

Die FDP will „den einzelnen groß machen – und nicht den Staat“. So zumindest steht es auf der Internetseite von Parteichef Christian Lindner. Und in der Tat konnte man auf dem Dreikönigstreffen den Eindruck gewinnen, daß ein einzelner groß gemacht werden sollte, der fähig ist, sich im bereits beunruhigend starken Merkel-Staat Gehör zu verschaffen.

Stärken leitete Lindner penibel aus dem falsch verstandenen Liberalismus der Wettbewerber ab, mit denen seine FDP auf Landesebene jedoch gern zusammenarbeitet oder zusammenarbeiten würde. Lindner servierte mit spitzen Fingern ein salzarmes Menü für jene, die sich mit nur leicht erhöhtem Puls über Strafzettel in gleichem Maße ärgern wie über Trumps Europaverweigerung. Ob dies in emotional und politisch aufgeladenen Zeiten reicht, um einen parlamentarischen Mehrwert deutlich zu machen? Wenn nicht, schrumpft die Ankündigung, Liberalismus neu zu etablieren, auf servile Mehrheitsbeschaffung zusammen.

„Deutschland hat nur eine liberale Partei – und das sind die Freien Demokraten“, beschwört Lindner das Elektorat. Wenn Liberalismus jedoch zwischen Verbraucherschutz und transatlantischem Geschwafel steckenbleibt, verkümmert er als Leerformel. Und dies ist in der Parteienlandschaft beileibe kein Alleinstellungsmerkmal.