© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/17 / 20. Januar 2017

Aufgeschnappt
Magnifizente Linien
Matthias Bäkermann

Voller Stolz verkündete die Grünen-Politikerin und frühere rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke den neuen Status nach ihrer Politkarriere: „Die langen Linien meines Lebens haben mich zur Karlshochschule getragen“, zitiert die Stuttgarter Zeitung am Dienstag die 52jährige frühere Chefsekretärin. Immerhin wird Lemke an dieser privaten, mit viel Staatsknete geförderten Karlsruher „International University“ nicht irgendwer, sondern gleich Rektorin. Blöd ist allerdings, daß die künftige Chefin von 20 Professoren weder selbst einen Lehrauftrag hatte, noch einen Hochschulabschluß besitzt, wie es die Satzung der Hochschule eigentlich vorgibt. Eure Magnifizenz schmiß ihr Studium 1993 nach wenigen Semestern hin. 

An der Karlshochschule bekränzen Senatsvertreter die peinliche Personalie nun mit allerlei Euphemismen: Frau Lemke sei „in höchstem Maße geeignet, Brücken zwischen Hochschule und Gesellschaft zu bauen“, tönt es dort schönfärberisch. Ein sicherheitshalber zuvor in Auftrag gegebenes Gutachten über die „akademische Qualifizierung eines Rektors“ beim Stuttgarter Wissenschaftsministerium bestätigte immerhin die Rechtmäßigkeit. Die dortige Ministerin ist übrigens niemand anderes als Lemkes grüne Parteifreundin Theresia Bauer.