© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/17 / 20. Januar 2017

Zeitschriftenkritik: Schlesien heute
Blühende Landschaft
Werner Olles

In seinem „Schlesisches Tagebuch“ genannten Editorial weist Alfred Theisen, Chefredakteur der monatlich erscheinenden Zeitschrift Schlesien heute, darauf hin, daß derzeit die „Willkür der Kaczynski-Regierung gegenüber der deutschen Minderheit im Oppelner Land einen großen Schatten auf die deutsch-polnischen Beziehungen wirft“. Durch die Eingemeindung wertvoller Teile von fünf benachbarten Gemeinden an Oppeln sinke die Zahl der Vertreter der deutschen Minderheit in den nun verkleinerten Gemeinden von 20 Prozent auf nicht einmal 2,5. Dennoch sei 2016 ein gutes Jahr für Schlesien gewesen. Die Wirtschaft zog weiter an, riesige aufblühende Gewerbegebiete, eine wieder florierende Landwirtschaft, schicke Flughäfen in Breslau und Kattowitz, neue Autobahnen und Siedlungen kennzeichnen das Land. Sogar die Bahnstrecken sind besser ausgebaut als auf der deutschen Seite, da die Verkehrspolitiker in Brüssel und Berlin Mitteldeutschland die kalte Schulter zeigten. Zudem ist Schlesien mit seiner schönen Landschaft, seiner Hochkultur, seinen Schlössern und vielen weiteren Attraktionen zu einem beliebten Reiseziel der Deutschen geworden.

In diesem Jahr gedenkt Schlesien seiner Landespatronin Sankt Hedwig, die vor 750 Jahren heiliggesprochen wurde und konfessionsübergreifend von Deutschen und Polen gleichermaßen verehrt wird. Über mittelalterliche Wohntürme – architektonische Keimzellen der schlesischen Schlösserlandschaft – berichtet ein Beitrag von Arne Franke.

Wilhelm Gorecki erinnert an den 100. Todestag des Fürsten Guido Henckel von Donnersmarck, der die Entwicklung der Industrie in Oberschlesien maßgeblich prägte. Am Ende seines Lebens war er nicht nur einer der reichsten Männer in Deutschland, sondern hatte auch Industriegeschichte geschrieben. Im Alltag sprach man voller Achtung über die berühmte Grafenfamilie Donnersmarck. Noch bis Mitte des 18. Jahrhunderts war Oberschlesien ein Agrarland mit etwa 50 Prozent Wäldern, wobei die Industrie eher einer Manufaktur entsprach. Als der Fürst in jungen Jahren als Unternehmer begann, der nicht nur in Oberschlesien und Deutschland tätig war, sondern auch in Polen, Rußland, Österreich, Schweden und Frankreich, gelang es ihm dank seines starken Willens und Organisationsgeschicks, die Firma, die sich bis dahin der Eisenhüttenindustrie gewidmet hatte, auf eine neue Bahn zu bringen: den Bergbau von Steinkohle, die Zinkhüttenindustrie und die chemische Industrie. Doch war er auch als großer Wohltäter bekannt, der den Bau von Kirchen unterstützte, ein Kriegslazarett unterhielt und die Fürst-Donnersmarck-Stiftung mit einem Kapital von drei Millionen Mark gründete. Am 19. Dezember 1916 endete die Ära dieses beispielhaften Industriellen, Politikers und Wohltäters.

Weitere Beiträge befassen sich mit der Sanierung des Gleiwitzer Bahnhofs, dem Gartenkünstler Peter Joseph Lenné und dem Schlesischen Museum zu Görlitz.

Kontakt: Senfkorn Verlag Alfred Theisen, Brüderstr. 13, 02826 Görlitz. Das Einzelheft kostet 3,50 Euro, das Jahresabo 39 Euro. 

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