© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/17 / 20. Januar 2017

Blick in die Medien
Journalist fordert Zensur
Tobias Dahlbrügge

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) vertritt die Interessen von Redakteuren und Reportern. Dazu zählt auch eine starke Stimme gegen staatliche Einflußnahme und Zensur. Doch nun scheint der DJV diesen Auftrag ins Gegenteil umzukehren.

Im Januarheft des Mitglieder-Magazins Journalist erschien ein höchst weinerlicher Artikel von Stefan Plöchinger unter dem Titel: „Lügner, Fallensteller und ein Troll-Präsident“. In dem verrät der Onlinechef der Süddeutschen Zeitung „Was 2017 zählt“, und zwar: „fünf Lehren aus einem schwarzen Jahr für die Auseinandersetzungen, die uns Journalisten noch bevorstehen.“ 

Frage öfter diskutieren: Wie kann das Internet als Infrastruktur modern reguliert werden?

Gleich mehrfach lobt Plöchinger seine eigene Zeitung und salbadert: „Journalisten in Deutschland schulden es der Gesellschaft und der Geschichte, für Menschenwürde einzutreten – die in manchen Ecken des Netzes nicht mehr gewährt ist.“

Er wütet gegen Facebook, „das asoziale Netzwerk für Menschenfischer am meistens rechten Beckenrand“, und weiß gar nicht, „gegen wen man eher juristisch vorgehen soll: gegen diesen Hetzer oder gegen das Unternehmen?!“ Und warum ist dieses Vorgehen gegen „Produzenten von Fake News“ überhaupt so „kompliziert, teuer und langwierig“? Warum kann man soziale Netzwerke und Suchmaschinen nicht einfach zu „Anti-Bullshit-Algorithmen“ zwingen? Der SZ-Bonze will „öfter die Frage diskutieren, wie das Internet als Infrastruktur modern reguliert werden kann.“ Aha, daher weht der Wind – Volkserziehungsphantasien. Wohlgemerkt: diese Zensur-Sehnsucht kommt von einem Journalisten. Noch dazu von einem, der zwar gegen  „Fake News“ wettert, aber selbst über einen „Schußbefehl-von-Storch“ fabuliert.

Am schlimmsten sind für den SZ-Häuptling „selbsternannte alternative Informationsmöglichkeiten“. Wir bitten vielmals um Entschuldigung, daß wir ohne Plöchingers Lizenz arbeiten.