© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/17 / 20. Januar 2017

Pommerns deutsche Minderheit unter Polens Verwaltung
Doppelte Diaspora
(dg)

Gegen die bis heute selbst in wissenschaftlichen Publikationen zählebig präsente Geschichtslegende von „wiedergewonnenen Westgebieten“, die Polens völkerrechtswidrige Annexion der deutschen Ostprovinzen nach 1945 historisch legitimieren sollte, sprachen auch verbliebene deutsche Minderheiten in Ostpreußen oder Oberschlesien, die der ethnischen Säuberung widerstanden. Auch im bis dahin zu über 95 Prozent deutsch besiedelten Hinterpommern hielt sich viele Jahre ein ansehnlicher Rest. An dieses vergessene Kapitel erinnert die Regionalhistorikerin Rita Scheller in ihren Aufsätzen zur „doppelten Diaspora“, der Entwicklung der deutschen protestantischen Kirchengemeinden im katholischen Umfeld unter polnischer Verwaltung (Pommern, Heft 2 & 3“/2016). Bis heute bestehen dort deutschsprachige Gemeinden unter dem Dach der polnischen evangelischen Kirche. Da 1945 alle deutschen Pastoren vertrieben worden waren, betreuten Laienprediger, zumeist Handwerker, die in ihrer Heimat verbliebenen Pommern. Allein im Großraum Stolp lebten 1956 noch 40.000 Deutsche, um die sich dann wieder theologisch ausgebildete Seelsorger kümmerten. Heute sind es in der Region noch 48 deutschsprachige Gemeindemitglieder. Angesichts ihrer „maßlosen Überalterung“ würden Gemeindeteile in Stolp und Lauenburg aber „nicht mehr lange existieren“. 


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