© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/17 / 20. Januar 2017

Der Flaneur
Rasche Erfahrung
Claus-M. Wolfschlag

Die blonde Polin erzählt: „Ich mag muslimische Männer. Türken und Araber.“ Deutsche Männer seien zu temperamentlos. „Ist die Liebe groß, ziehe ich auch eine Burka an“, lacht sie. Ich äußere mein Mißfallen und rate zur Vorsicht. „Bist du Rassist?“ fragt sie verständnislos. „Ich will nicht, daß du schlechte Erfahrungen machst“, sage ich. „Ich bin noch jung. Ich will meine Erfahrungen selbst machen“, antwortet sie.

Wochen später schreiben wir uns. Was die Jobsuche mache, frage ich. Sie hätte sich als Bedienung bei einer Sisha-Bar beworben, antwortet sie. „Doch der Wirt war unseriös. Er hat mich am ersten Abend angefaßt. Da bin ich nicht mehr hin.“

Warum hast du gekündigt?“ frage ich, während wir Kaffee trinken. Sie erzählt.

Bald darauf findet sie eine Arbeitsstelle. Es vergehen drei Monate, als sie wieder kündigt. „Warum hast du gekündigt?“ frage ich, während wir Kaffee trinken. Sie erzählt davon, sich zwischenzeitlich einen französischen Freund angelacht zu haben, der sich als Marokkaner entpuppte und nun wegen schwerer Körperverletzung verhaftet wurde. Eine Schlägerei um die Ehre. Da er in Frankreich zur Abschiebung gesucht wird, dürfte er sich bald in seiner Heimat wiederfinden. „Durch die ständigen Anrufe aus dem Gefängnis, ich solle mich um die Anwältin und dies und das kümmern, hat er mich nervlich so fertiggemacht, daß ich nicht mehr arbeiten gehen konnte“, sagt sie. Nach Marokko aber folge sie ihm nicht.

Es vergehen zwei Monate, als ich eine Nachricht von ihr erhalte. Ein türkischer Bekannter ihres WG-Mitbewohners stand plötzlich nachts halbnackt vor ihrem Bett und wollte Sex. Sie wehrte sich, er schlug sie heftig. „Ich habe überall blaue Flecken. Ich habe eine Anzeige gemacht“, sagt sie. „Jeder Mann belästigt mich sexuell“, klagt sie. „Ich habe dich nie zu etwas gezwungen“, sage ich. „Du bist ja auch ein Deutscher“, antwortet sie. Und sie schließt: „Ich kann die Moslems partout nicht mehr leiden. Wir sind in Europa. Weg mit diesen Leuten.“

Ich denke: „Oh. Da hat aber jemand rasch seine Erfahrungen gemacht.“