© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/17 / 03. Februar 2017

Aufgeschnappt
Für alle wird gesorgt
Matthias Bäkermann

Geld ist kein Problem. Dieses Umstandes können sich die Betreiber einer neu in der Hauptstadt eingerichteten Sprachschule jetzt gewiß sein, wie vorige Woche der Berliner Tagesspiegel darlegte. Denn nachdem der erste Versuch des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) vor über einem Jahr schiefging, mit eigens organisierten Deutschkursen für homosexuelle Flüchtlinge etwas vom großen Kuchen der Refugee-Betreuungsmittel zu ergattern, hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nun für reichlich „Support“ gesorgt. 

Künftig widmen sich zwei Lehrer und zwei Sozialarbeiter in einem schicken Altbau in Schöneberg speziell trans- und homosexuellen Flüchtlingen, die sich vor Mobbing in den regulären Sprachkursen ängstigen. Semiramis Ceylan-Ahlborn, eine der Projektleiterinnen, berichtet von einer transsexuellen Frau aus Syrien, die jüngst „hochgradig verstört“ aus so einem Kurs kam, weil sie dort beleidigt worden sei. Die öffentlichen Gelder aus dem „Europäischen Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds“ und zusätzliche Mittel des Paritätischen Wohlfahrtsverbands verschafften der „queeren Sprachakademie“ zudem auch einen offiziellen Charakter, freut sich LSVD-Aktivistin Ceylan-Ahlborn. Damit dürfe man endlich in allen Flüchtlingsunterkünften für die eigene Sache werben.