© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/17 / 03. Februar 2017

Manipulierter Euro-Wechselkurs durch EZB-Anleihekäufe?
Argumente für Trump
Dirk Meyer

Die Bundesbank hat eine Studie zum Einfluß des Anleiheankauf-Programms (APP) der Europäischen Zentralbank auf den Euro-Wechselkurs veröffentlicht. Quintessenz: Die Anleihekäufe haben über die einhergehende Zinssenkung den Euro zum Dollar geschwächt, die Exporte beflügelt und die Importe verteuert. Letzter Effekt hat die Inflationsanstrengungen der EZB unterstützt.

Die Studie könnte auch Donald Trump interessieren, sucht doch der US-Präsident nach Argumenten, um seine geplanten Handelsbeschränkungen zu rechtfertigen. Seine in Aussicht gestellten Steuersenkungen, das Infrastrukturprogramm und die Deregulierungen dürften einen starken Konjunkturimpuls und eine anziehende Inflation bewirken, die die Notenbank Fed zu Zinserhöhungen veranlassen werden. Der so erzeugte Aufwertungsdruck verteuert US-Exporte.  Ähnlich den EZB-Effekten würde dies aber sein „Make America Great Again!“ behindern.

Devisenmärkte sind transparent. Schnell werden Informationen in den Wechselkursen verarbeitet. Dem EZB-Ritual folgend, findet die Pressemitteilung nach einer Ratssitzung um 13.45 Uhr statt, die Pressekonferenz beginnt um 14.30 Uhr. Dazwischen wird der Euro-Referenzkurs festgestellt. Regelmäßig kam es in den Stunden nach den Sitzungen zu sprunghaften Abwertungen gegenüber dem US-Dollar: im Januar 2015 (APP-Ankündigung), Dezember 2015, März 2016 und Dezember 2016 (APP-Verlängerung/Aufstockung). Am 22. Januar 2015 wurden die Märkte von den „außergewöhnlichen Maßnahmen“ so überrascht, daß mit minus 3,6 Prozent der zweithöchste Tagesverlust des Euro seit seiner Einführung erfolgte. Fehlen jedoch Präzedenzfälle, wie bei der Null-/Negativzinspolitik im März 2015, kann die Anpassung auch länger dauern. Die kontinuierliche Abwertung erfolgte über Wochen.

Daneben ergibt die Studie, daß die Ankündigungseffekte die größte Rolle spielen. Die tatsächlichen Anleihekäufe entfalten kaum Wirkung. Das Fazit der Bundesbank lautet: Von der gemessenen Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar von 2014 auf 2016 um 16,7 Prozent dürften 6,5 Prozent durch das APP verursacht sein. Allerdings sind die Wirkungen nicht eindeutig abgrenzbar. So gibt es Überschneidungen mit konventionellen Maßnahmen der Geldpolitik. Die Senkung des Leitzinses auf null und Änderung des Einlagenzinses auf minus 0,4 Prozent im März 2016 waren kombiniert mit einer Aufstockung der Anleihekäufe auf 80 Milliarden Euro monatlich.

Zudem wirkten geldpolitische Fed-Maßnahmen ebenfalls auf den Kurs. Hier schätzt die Bundesbank den Abwertungseffekt für den Euro sogar auf 6,8 Prozent. Dennoch könnte Trump das APP zu Manipulationsvorwürfen nutzen, um Handelsbeschränkungen als Sanktionen erscheinen zu lassen.






Prof. Dr. Dirk Meyer lehrt Ökonomie an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.