© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/17 / 03. Februar 2017

CD-Kritik: Nuria Rial, Valer Sabadus
Lückenschlüsse
Jens Knorr

Nur knapp die Hälfte der 16 hier versammelten Piecen aus italienischen Kirchenoratorien, die zwischen 1670 und 1740 komponiert wurden, sind auch Duette. Und die ausgewählten von Scarlatti, Colonna, Lotti, Caldara und Porpora sind von der szenischen Seite her Übergangsszenen, Dialoge zwischen realen und allegorischen Figuren oder innere Monologe, von der musikalischen Seite her im Grunde zweistimmige Soloarien, deren eine Stimme genausogut von einem obligaten Soloinstrument hätte übernommen werden können. In den beigeordneten Arien der genannten Komponisten tut es das auch.

Die chronologische Anordnung der Nummern soll den Wandel von der Strophenarie zur Da-capo-Arie, von den regionalen Stilen der Schulen Bolognas, Roms und Neapels zu dem zentraleuropäischen galanten Stil nachvollziehbar machen. In der musikalischen Realisierung durch das Kammerorchester Basel bekommt der Wandel wenig Gewicht. Dem exquisit geführten historischen Exkurs ordnen sich die instrumental geführten und miteinander verschmelzenden Flötenstimmen der Sopranistin Nuria Rial und des Countertenors Valer Sabadus ein und unter.

Die Ersteinspielungen schließen eine diskographische Lücke: Hintergrundmusik der Musikgeschichte, ohne daß ihr Vordergrund, das Opernverbot des Vatikans, irgendwo aufklänge.

Sacred Duets Nuria Rial, Valer Sabadus  Sony Classical 2017  www.maierartists.de