© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/17 / 10. Februar 2017

Der Irrtum beim Ausstieg der Südländer aus der Währungsunion
Euro-Illusionen
Bruno Hollnagel

Im Superwahljahr 2017 flammt die Eurokrise erneut auf. Während in Frankreich und Italien selbst über einen Austritt diskutiert wird, könnte eine erneute Griechenland-„Rettung“ die Union Wählerstimmen kosten. Daher dürfte Wolfgang Schäuble bei den unausweichlichen Schuldenverhandlungen mit Athen martialisch auftreten, aber letztlich keinen Staatsbankrott Griechenlands riskieren.

Angesichts dessen erneuerten ehemalige und aktuelle Spitzenpolitiker der AfD ihr Konzept für ein Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten im allgemeinen und die währungspolitische Abtrennung des Euro-Nordens vom Süden im speziellen. Doch letzteres erweist sich bei näherer Betrachtung als schöne Illusion. Aber warum? Zum einen ist selbst unter den Befürwortern des Austritts der Südländer aus dem Euro-Verbund unstrittig, daß deren neue Währung („Süd-Euro“) abwerten würde. Ja, das sei geradezu gewollt, damit deren Produkte für die anderen Länder billiger und damit wettbewerbsfähiger werden. Die gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit würde für eine sukzessive Erstarkung der Wirtschaft sorgen.

Das Problem ist aber, daß beispielsweise eine 50prozentige Abwertung der neuen Währung alle Schulden (in Euro aber auch in Dollar) kaufkraftmäßig um hundert Prozent aufwerten würde. Eine Katastrophe für Banken und die betroffenen Länder: ihre Schulden wären gänzlich unbezahlbar und würden reihenweise zu Bankeninsolvenzen und für betroffene Länder zum Staatsbankrott führen. Sieht so eine Lösung aus? Sicherlich nicht.

Der richtige Weg wäre der Ausstieg der Nord-Länder aus dem Euro. Das ist aber vertraglich nicht vorgesehen. Deswegen sollten diese Länder Parallelwährungen einführen, die – neben dem Euro – gesetzliches Zahlungsmittel sind. Diese Parallelwährung(en) würde(n) sicherlich im Kurs gegenüber dem Süd-Länder-Euro steigen und den Euro aus den Nord-Ländern verdrängen, dabei aber nicht die Euro-Schuldenlast der Süd-Länder erhöhen. Die Buchwerte der Euro-Anleihen – und damit die Euro-Bilanzen der Süd-Länder-Banken – wären dadurch nicht gefährdet. Die Südländer hätten es einfacher, in den Norden zu expandieren, wodurch ihre Euro-Schuldenlast relativ sinken würde.

Die Nord-Länder-Banken, die Euro-Anleihen halten, erleiden keine Buchverluste, denn sie haben die Anleihen mit Euros gekauft und erhalten Euros zurück. Wechselkursverluste gibt es für sie in diesem Geschäft nicht. Ihr Risiko liegt einzig in der Insolvenz der Gläubiger. Dieses Risiko ist bei der Lösung durch Parallelwährungen wesentlich geringer, als wenn die Süd-Länder den Euro-Raum verlassen würden. Wer argumentiert, die starke Währung würde die Exporte schmälern, der sei daran erinnert, daß trotz starker D-Mark die deutschen Exporte wuchsen. Und Donald Trump könnte Deutschland nicht mehr vorwerfen, durch „Währungsmanipulation“ Exportförderung zu betreiben (JF 6/17).