© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/17 / 17. Februar 2017

Grüße aus San Francisco
Survival Valley
Elliot Neaman

Im Silicon Valley südlich von San Francisco planen die Meister des Universums unter geodätischen Kuppeln die schöne neue Welt, die uns der technische Fortschritt bescheren wird. Donald Trumps Wahlsieg hat den Zukunftsoptimismus vieler dieser Software-Entwickler, Wissenschaftler und Unternehmer in sein Gegenteil umschlagen lassen. 

Schwarzmalerei oder seriöse Zukunftsprognose? Der Zusammenbruch der Zivilisation ist in diesem Szenario eine von mehreren möglichen Varianten; Weltuntergangsprophezeiungen gehören in der US-amerikanischen Nachkriegsgeschichte beinahe zum politischen Tagesgeschäft. Im Rahmen der Zivilschutzprogramme zu Zeiten des Kalten Krieges rief die US-Regierung die Bürger auf, sich durch den Bau von Bunkern und Schutzräumen im eigenen Keller und Anlegen von Lebensmittelvorräten auf einen möglichen Atomangriff vorzubereiten.

Unternehmer der New Economy wappnen sich für den bevorstehenden Untergang.

In den 1970ern Jahren machte die Survival-Bewegung von sich reden, deren Mitglieder Selbstverteidigung lernten und lehrten, Lebensmittel, Waffen und Munition horteten und Gold kauften und in extremen Fällen autarke Kommunen in abgelegenen Gegenden gründeten, um für den Ernstfall gewappnet zu sein.  

Diesmal sind es keine Exzentriker, die den bevorstehenden Untergang ausrufen, sondern die sonst so rational gesinnten Unternehmer der mittlerweile nicht mehr ganz so neuen New Economy. 

Der New Yorker-Reporter Evan Osnos zitiert einen nicht namentlich genannten Chef eines großen Technologiekonzerns, dem zufolge jeder zweite Millionär oder Milliardär in seinem Bekanntenkreis bereits einen Plan B für den Fall vorbereitet habe, daß das Stromnetzwerk ausfällt, ein schweres Erdbeben die Gegend um die San Francisco Bay erschüttert, die Trump-Regierung Kalifornien unter Militärherrschaft stellt oder eine Revolte der Unterschichten gegen die Wirtschaftselite ausbricht. 

Viele hätten eine Insel oder Ländereien in abgelegenen Gegenden gekauft, dort Solarenergiekraftwerke und Brunnen gebaut, Lebensmittel- und Waffenvorräte angelegt und sich Motorräder gekauft, um im Ernstfall nicht im Stau des Massenexodus aus den Großstädten steckenzubleiben. Reddit-Chef Steve Huffman habe sich einer Laseroperation unterzogen, um im Falle eines Falles nicht auf Brillen oder Kontaktlinsen angewiesen zu sein.