Mir ist plötzlich kalt. Aber wenn man stundenlang am Rechner sitzt, sinkt schon mal der Blutdruck. Und wie sagte Thilo Sarrazin: Man kann sich auch in der Wohnung mal einen Pullover überziehen. Also stehe ich auf, um mir eine Strickjacke zu holen. Da streiche ich mit der Hand am Heizkörper entlang – eiskalt. Tatsache: Bad, Küche, Flur – überall kalte Heizungsrohre.

Im Keller Gewißheit: Die Heizungsanlage ist aus. Das rote Lämpchen leuchtet nicht.

Das vertraute Brummen des Brenners ist verstummt. Na toll, und das am Sonntag! Wo ist denn dieser verdammte Entlüftungsschlüssel für die Heizung? Nach einigem Wühlen in Schubladen halte ich ihn in der Hand. Enttäuschung: Keine Luft, die zischend entweicht. Und keine warme Heizung.

Irgendwo habe ich die Kladde mit der Betriebsanleitung verstaut. Da drin muß es doch ein Kapitel „Fehlerbehebung“ geben. Ich finde den verstaubten Ordner, aber was dort steht, hilft mir nicht weiter, lauter Fachchinesisch. Den Typennamen der Anlage und den Begriff „Störung“ im Internet zu suchen, bringt auch keine Lösung. Das Warmwasser aus dem Hahn ist inzwischen auch kalt. Draußen sind es fünf Grad und die werde ich hier drinnen bald auch haben. Wenigstens geht der Strom und ich kann mir einen heißen Tee kochen. Habe ich vergessen, die Rechnung zu bezahlen; hat der Energieversorger die Heizung deaktiviert? Nein Quatsch, doch nicht sonntags.

Am nächsten Morgen ist es ungemütlich klamm in der Küche. Wie abhängig man von dieser Technik ist. Wenn ich wenigstens einen Kaminofen hätte. Um 7.30  Uhr meldet sich endlich eine Frau am Telefon der Sanitärfirma: „Mal sehen, wann ich noch einen Termin habe.“ Ich sage: „Bitte erzählen Sie mir jetzt nichts von Ende August!“ Sie lacht: Nein, um halb elf kann ein Wartungstechniker kommen. Ich bin kolossal erleichtert. Er kommt sogar pünktlich und braucht zehn Minuten, um ein kaputtes Teil auszutauschen. Wohlige Wärme, wie sehr weiß ich das jetzt zu schätzen.