© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/17 / 24. Februar 2017

Blick in die Medien
Nichts als Krach
Tobias Dahlbrügge


Die Flaggschiffe des Springer-Verlages nehmen schon lange nur noch einen Kurs: in den Auflagenkeller. Doch statt die schwindsüchtige Bild wieder auf Vordermann zu bringen, versucht der Konzern jetzt mal was anderes: Mit dem trendigen Internet-Magazin Noizz will Springer sogenannte „Millenials“ einfangen – im Marketingsprech sind das Hipster Mitte Zwanzig.

Um sich an die Klientel ranzuschmeißen, präsentiert sich die Netz-Illustrierte betont spätpubertär. „Laut und nicht zahm“ wolle man sein, posaunen die Macher. Da ist die Startfeier in einem Kreuzberger Szeneclub Pflicht.
Paneuropäisches Netzwerk für die vorangetriebene Globalisierung des Stumpfsinns.

Noizz ventiliert überwiegend Bilder und Videos in alle digitalen Kanäle. Die Empfänger sind „Influencer“, sie sind „vernetzt, urban, laut und immer auf der Suche nach Neuem“, erklärt der Direktor von Bild Digital. Er plant bereits einen paneuropäischen Eroberungszug mit dem Projekt. Die Marke existiert schon länger in Polen, Tschechien und Serbien.

Für den Inhalt verantwortlich ist der Bild-Vizechef Daniel Böcking, der auf seinem Twitter-Kanal jede Menge „Refugees Welcome“-Zeugs postet und gefühlt alle drei Minuten einen neuen Anti-Trump-Witz. So sieht Noizz auch aus: Es gibt „15 Penis-Fakten“, eine „Schlußmach-App“ und Kochvideos.

Doch Noizz kann auch richtig politisch sein: Jungautorin Sabine Winkler beweint bitterlich den neuen Werbesport der Agentur Jung von Matt für Edeka. Darin würden nämlich „übergewichtige Menschen diskriminiert“. Das ist „blöd“ und „einfach scheiße“. Das typische Diskursniveau des „Irgendwas-mit-Medien“-Prekariats. Und weiter geht’s mit „Trump-Irrsinn“, der Nachricht, daß es in den USA einen Lieferdienst für Marihuana gibt oder dem „Panini-Album für YouTube-Stars“.

Ob bildungsferne Mate-Twens aus dem Öko-Kiez, die den ganzen Tag sinnfrei instagrammen und snapchatten, mit diesen Inhalten den Springer-Konzern retten?