© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/17 / 24. Februar 2017

Leserbriefe


Zu: „AfD-Streit um Höcke / Klärungen sind unvermeidbar“ von Dieter Stein, JF 8/17


Nirgends einfacher als hier

Nirgends auf der Welt ist es so einfach, rechtskonservative Parteien klein zu halten, wie in Deutschland. Man muß sie nur in die rechtsradikale Ecke stellen. Die „Munition“ für die entsprechende Propaganda läßt man sich von den Funktionsträgern dieser Parteien liefern. Dort gibt es häufig „Profilneurotiker“, die sich mit provozierenden „rechten Sprüchen“ einen Namen machen wollen und denen der Schaden, den sie damit für ihre Partei verursachen, gleichgültig ist. Man kann natürlich auch gezielt Provokateure in die Partei einschleusen oder – noch einfacher – mit Bestechung geeignete Funktionäre einkaufen.
Wer glaubt, daß die alten Machteliten zu seriös seien, um mit solchen unfairen Mitteln zu arbeiten, muß schon unglaublich naiv sein. Eine rechte Partei, die überleben will, muß sich daher vor allem gegen solche inneren Feinde zur Wehr setzen. Die Parteimitglieder, die sich mit den betroffenen Funktionären solidarisieren, sollten immer bedenken, daß es sich vor allem bei Wiederholungstätern meist um eine vorsätzliche Parteischädigung handelt. Im übrigen hat eine rechte Partei genug damit zu tun, die Gegenwart und die Zukunft zu bewältigen und sollte daher jede Art von direkter oder indirekter Vergangenheitsbewältigung den Historikern überlassen.

Manfred Ritter, Nürnberg



Naiver Glaube der Parteiführung

Kann man ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl innerhalb der AfD-Führung so naiv sein und glauben, den Wähler besser zu gewinnen, wenn Höcke draußen ist? Sollen seine Anhänger NPD wählen und ihre Stimmen damit verloren sein?

Dr. Christian Medick, Nagel



Ausschluß schwer bis unmöglich

Das Maß ist nicht lediglich voll, es läuft über. Dieser Hinterzimmer-Volkstribun versteht offenbar nicht einmal, worüber sich eine Zweidrittelmehrheit seines Parteivorstandes, eine noch größere Mehrheit seiner Parteifreunde und die nahezu vollständige Zahl seiner politisch interessierten Landsleute zu Recht empören. Leider wird er wohl davon profitieren, daß unsere Rechtsordnung aus gutem Grund einen förmlichen Parteiausschluß schwer bis unmöglich macht. Eine fundamentaloppositionelle Bewegungspartei, deren Anhänger sich für ihren Führer verzehren sollen, brauchen wir nicht noch einmal. Was ansonsten intelligente Menschen wie Gauland und Meuthen reitet und dazu bewegt, Höcke beizustehen, erschließt sich nicht. Hier muß wohl konstatiert werden, daß auch die AfD im politischen Normalzustand angekommen ist, wo die Ranküne zum Tagesgeschäft gehört. Für unser Land ist zu hoffen, daß die Chance einer neuen, unverbrauchten Partei, künftig die Politik maßgeblich mitzugestalten, nicht an solchen Haubentauchern und Holzköpfen wie Höcke und seiner „Lega Ost“ scheitert.

Rainer Thesen, Nürnberg



Nicht Inhalt, sondern Macht

Ich halte die zurückhaltenden Positionen Gaulands und Meuthens in der Causa Höcke für den besseren, weil politischer orientierten Weg. Das Ausschlußbegehren scheint eher einem innerparteilichen Machtkampf geschuldet zu sein als einer inhaltlichen Auseinandersetzung.

Dieter Dziobaka, Hamburg





Zu: „Das Ende eines deutschen Machtstaates“ von Dag Krienen, JF 8/17

Alliierter Komplex

Dieses Gesetz war vollkommen überflüssig. Ein zusammenhängendes preußisches Staatsgebiet gab es seit der Kapitulation 1945 wegen der drei Besatzungszonen im Westen und der SBZ nicht mehr. Der preußische Staat hatte schon seit 1933 keine politische Bedeutung, geschweige denn Macht, denn die Reichsregierung unter Hitler war sofort darangegangen, den politischen Einfluß ehemaliger Landesregierungen abzubauen. Wahrscheinlich meinten die Alliierten, mit der formellen Auflösung Preußens vor der Welt ihre uneingeschränkte Macht beweisen zu müssen.

Horst Gerike, Hannover



Zu: „Der scheiternde Staat“ von Michael Paulwitz, JF 7/17


Politische Klasse gegen das Volk

Diese Analyse trifft voll den Puls der Zeit. Begriffe wie „No-go-areas“, „rechtsfreie Räume“, „aggressive Einwanderer“, „sexuelle Massenübergriffe“, „Betonbarrikaden gegen Islamisten“, „Asyl-Lobby“, „islamistische Gefährder als Zeitbomben“ und die unzähligen „Einzelfälle“ von kriminellen „Bereicherern“, die in der Kriminalitätsstatistik nicht erscheinen, um ein geschöntes Gesamtbild unseres importierten Chaos vorzugaukeln, dies sind immer deutlicher zutage tretende Anzeichen und Belege für eine allmählich aufgekündigte Ordnung. Wie sonst soll man Joachim Gaucks „Dunkeldeutschland“, Sigmar Gabriels „Pack“ und die übrigen Hetzparolen der Altparteien, zum Beipiel der Grünen – so Claudia Roths Teilnahme an einer Anti-AfD-Demonstration mit den Parolen „Deutschland verrecke“ und „Deutschland, du mieses Stück Scheiße“ – gegen das eigene Volk verstehen?

Wolfgang Kahl, Augsburg





Zu: „Ein Schlächter ohne Skrupel“ von Wolfgang Kaufmann, JF 7/17


Postfaktische Geschichtspolitik

Zum 72. Jahrestag der Zerstörung Dresden erfahren wir erneut aus den deutschen Medien mit „postfaktischem“ Anspruch, warum diese Stadt und ihre Einwohner, wenige Tage vor Kriegsende, angeblich die alliierten Bombenangriffe erleiden mußten: als wichtiger Verkehrsknotenpunkt, Rüstungsstandort und Garnisonsstadt. Das unmittelbar benachbarte Plauen im Vogtland hatte nicht nur Zulieferbetriebe der Rüstungsindustrie, sondern Basisproduktionsstätten wie die VOMAG. Die „Vogtländische Maschinenfabrik“ zählte bis Kriegsende zu den großen Panzer- und Militärkraftfahrzeug-Herstellern im Deutschen Reich und war weit wichtiger als die Einrichtungen in Dresden. Sie fertigte Jagdpanzer. Dazu kamen Front- und Ersatztruppenteile des Heeres samt einer Flugzeugführerschule der Luftwaffe. Es gab im damaligen „Rest­reich“ genügend Ziele, die aus militärtechnischer Sicht als wesentlich höher einzustufen waren als Dresden.

Als vierter Einsatzgrund wird von deutscher Seite heute behauptet: „Dresden war keine unschuldige Stadt, in ihr lebten auch Täter“. Wollte man wirklich die Täter bestrafen, hätte man die Infrastruktur der KZ-Tötungsmaschinerie angreifen können. Die Luftbildauswerter der US-Luftwaffe konnten auf ihren Luftbildern exakt die Bereiche, wo die Opfer untergebracht waren, von denen der Wachmannschaften unterscheiden. Sie ließen diese bis Kriegsende gewähren. Kein gezielter Bombenangriff erfolgte, um die KZ-Tötungsmaschinerie lahmzulegen. Nicht einmal militär-taktische Gründe, wie die einer Luftunterstützung für die vorrückende Rote Armee, können im Fall Dresden ins Feld geführt werden.

Prof. Dr. Harald G. Dill,  Hannover



Einzig der Bischof von Chichester

Gegen den Luftkriegsterror der Alliierten protestierten im Vereinigten Königreich nur wenige. Eine Ausnahme war George Bell, der Bischof von Chichester, der mehrfach versucht hatte, den Luftangriffen ein Ende zu setzen. Seine Briefe wurden zensiert, Protestversammlungen untersagt, bis er auf sein Recht bestand, vor dem Unterhaus zu sprechen.

Karl-Heinz Grieger, Bielefeld



Überlebt mit der Vierlingsflak

Hinsichtlich der deutschen Flugabwehrkanonen habe ich als Kind, 1936 geboren, deren abschreckende Wirkung deutlich erlebt. In Traben-Trarbach/Mosel waren 1944 auf den Berghöhen und an den Berghängen 8,8-cm-Flak-Geschütze gegen die Tiefflieger postiert. Dank dieser Vierlingsflakgeschütze war „kein einziges“ feindliches Flugzeug mehr zu hören. Ein einziger Schuß des 8,8-cm-Flakgeschützes auf dem Mont Royal, von dem aus einst Ludwig XIV. das gesamte linke Rheinufer beherrschte, genügte, um am Waldrand auf der Höhe zu beobachten, wie die Bomber vom Hunsrück kommend wieder dorthin abdrehten. Auch das Abschießen von Winzern und Bauern auf Weinbergen und Feldern durch die Jagdbomber, die jeden Menschen im Tiefflug zu ermorden versuchten, hörte augenblicklich dank der Vierlingsflakgeschütze auf.

Christoph Gschwend, Lindlar





Zu: „Viele Frauen wollen ihr nicht mehr folgen“ von Mina Buts, JF 6/17

Furchtbare Bewahranstalt Krippe

Auch ich habe in der DDR gelebt, und ich kann nur den Satz bestätigen: „Dort waren Frauen zur ganztägigen Berufstätigkeit verurteilt.“ Als mein Kind ein Jahr alt war, mußte ich es in die Krippe geben, denn da waren die mageren Ersparnisse alle, und ein Gehalt hätte nicht gereicht. Die Krippe war eine furchtbare Bewahranstalt, mein Kind hat jeden Morgen bis zum letzten Tag geweint, wenn ich es dort abgegeben habe. Nach der Krippenzeit ist es mir mit viel Glück gelungen, mein Kind dem Staat vorübergehend durch die Unterbringung in einem evangelischen Kindergarten zu entziehen.

Mein Tag sah so aus: 4.30 Uhr aufstehen, 5 Uhr mein Kind aus dem Bett holen. 5.30 Uhr mit dem Kind das Haus verlassen, um 6 Uhr im Kindergarten sein, zusehen, wie mein Kind die Jacke auszieht und die Schuhe wechselt, dann im Eilmarsch Richtung Arbeit, wo ich 6.45 Uhr am Schreibtisch zu sitzen hatte. Die Arbeitszeit in der DDR betrug 43 ¾ Stunden in der Woche, also 8 ¾ Stunden pro Tag. Dazu kamen Frühstück und Mittagspause, da waren es schon 9 ½ Stunden. 16.15 Uhr konnte ich den Heimweg antreten und war gegen 17.30 Uhr mit Kind zu Hause, ich war also täglich, auch freitags, circa 12 Stunden weg. Ich war chronisch übermüdet und hatte quasi keine Freizeit. Es waren die besch…sten Jahre meines Lebens.

Kristin Scharnowski, Erfurt





Zu: „Der Sieger täuscht sich“ von Jeffrey R. Nyquist, JF 6/17

Appetit auf das Buch des Autors

Dieser äußerst interessante Beitrag ist seit langem das Beste, was ich auf diesem Gebiet gelesen habe. Nyquist beschreibt metaphysisch zutreffend den selbstgewollten Niedergang der europäischen und analog dazu der amerikanischen Kultur. Seinen scharfsinnigen Bemerkungen ist eigentlich nichts hinzuzufügen, es sei denn, man stört sich etwas an der hier erwähnten Metaphysik eines Aristoteles. Was ich als Historiker dem genialen griechischen Philosophen übelnehme, ist sein letztlich verhängnisvoller Einfluß auf den Makedonier-König Alexander, dem er als Lehrer und Erzieher den „Floh ins Ohr setzte“, ein zweiter Achill zu werden, und ihn dazu ermunterte, einen Feldzug gegen die Perser in Asien zu führen, was bekanntlich Ströme voll Blut kostete.
Davon einmal abgesehen, reicht mir die ganzseitige Beschreibung des Verfassers natürlich nicht und somit werde ich meinen Appetit damit stillen, mir demnächst das Buch zu besorgen.

Norbert Gündling, Nidda





Zu: „Den Washingtoner Sumpf trockenlegen“ von Thorsten Brückner, JF 5/17

Dekrete mit Voraussicht

Das neue Jahr hat kaum begonnen, da wird man nahezu erschlagen von Nachrichten. Die USA haben laut unseren unabhängigen Medien einen Mann an der Spitze, dem man unbedingt sagen muß, wie Demokratie geht. Immer wieder der Vorwurf, Trump habe kein richtiges Programm, er entscheide heute so und morgen anders. Das nannten viele Medien bei der deutschen Kanzlerin einst zustimmend „Fahren auf Sicht“. Trump ignorierte auch die mit erhobenem Zeigefinger gemachten Belehrungen von Frau Merkel, der „mächtigsten Frau der Welt“, und begann sofort nach der Amtseinführung mit der Umsetzung seiner Wahlversprechen. Unsere Regierungsvertreter gerieten darüber fast in Schnappatmung.


Aber auch die Volksvertreter bei uns befinden sich bereits voll im Wahlkampfmodus. Dies zeigt sich daran, daß wieder „rigoros“ nach Afghanistan abgeschoben wird: Eine Maschine mit 25 Afghanen darunter sieben Straftäter, landete in ihrem Heimatland. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums wurden die Afghanen von 79 Beamten der Bundespolizei, einem Dolmetscher sowie Ärzten begleitet. Außerdem seien drei Vertreter der Anti-Folter-Kommission und ein Beamter der EU-Grenzschutzbehörde Frontex an Bord der Maschine gewesen. Einer durfte nicht aussteigen, da er kränkelte. Geht die Abschiebung in diesem Tempo weiter, wird es Jahre dauern, bis alle Ausreisepflichtigen in ihrer Heimat sind. Die Kosten dieser Aktion beliefen sich auf 350.000 Euro.


Die etablierten Parteien werden von der AfD und ihrem Programm, das sie vor kurzem noch verteufelt haben, von einem Umfaller zum nächsten getrieben. Man will es sich ja mit dem besorgten Wähler nicht ganz verscherzen. Derweil wird der Migrationsdruck aus den afrikanischen Ländern immer stärker. Till Backhaus (SPD), Minister in Mecklenburg-Vorpommmern, kann sich eine Obergrenze vorstellen, allerdings nicht für Immigranten, sondern für Wölfe. Doch nach der Wahl ist der Stimmengeber für die Politik wieder nur störendes, ewig meckerndes Beiwerk, der es zum Beispiel nicht versteht, wenn sich Abgeordnete im Landtag, sollte es um ihre Diäten gehen, wie in einem Selbstbedienungsladen aufführen. Nicht Deutschland zuerst, sondern die eigene politische Karriere.

Hartwig Wehrstein, Albstadt