© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/17 / 03. März 2017

Jana Schneider. Die Thüringer JA-Vorsitzende findet inzwischen überregional Beachtung
Jung und frech
Paul Leonhard

Beim Besuch in Jena im Dezember stand Angela Merkel sich plötzlich selbst gegenüber – knapp fünfzigmal. So viele Menschen protestierten mit Merkel-Masken gegen die Politik der Kanzlerin. Die Idee dazu hatte Jana Schneider. Seit die 23jährige der Jungen Alternative (JA) Thüringen vorsteht, weht ein frischer Wind im Landesverband der AfD-Jugendorganisation.

Die intelligente junge Frau gilt als unkonventionell und aufgeschlossen. Sie liebt die politische Auseinandersetzung, ist dabei aber sensibler als manches ältere Parteimitglied. Doch auch sie kritisiert „festgefahrene Erinnerungsrituale“ ebenso wie Versuche, „die Opfer von Holocaust und Diktatur für politische Zwecke zu mißbrauchen, um dem deutschen Volk seinen Anspruch auf eine selbstbewußte Identität und Interessenvertretung“ zu verwehren.

Frecher ist sie im Internet. Da bastelt sie eine Fotomontage von Berlins Regierendem Bürgermeisters Michael Müller, die ihn nackt und sich den Penis haltend neben einem ebenfalls bis auf die Sturmmaske nackten Dschihadisten zeigt. Als „geschmacklosen Stumpfsinnn“ bezeichnet das die Berliner Zeitung und staunt, daß die Collage von einem „offen lesbischen“ AfD-Mitglied stammt.

Schneiders homosexuelles Bekenntnis irritiert ihre Gegner. Wie könne sich eine bekennende Lesbe nur in einer Partei engagieren, die den meisten Medien als spießig, rückwärtsgewandt und homophob gilt? Die Nachwuchspolitikerin freut diese Verwirrung. Wohl deswegen hat sie einen entsprechenden Zeitungsbeitrag als „Porträt“ auf ihrer Facebook-Seite verlinkt.

Jana Schneider ist keine gebürtige Thüringerin. Sie wächst behütet in einer eher links orientierten Familie in Achim bei Bremen auf, liebäugelt mit der Grünen Jugend. Ihr Germanistik- und Geschichtsstudium in Oldenburg bricht die politisch interessierte Frau enttäuscht ab. Das links geprägte Klima an der Uni und die Erfahrung, daß „man am Bremer Hauptbahnhof kaum noch Deutsch hört“, irritieren Schneider. Von den ins Land strömenden Muslimen sieht sie ihren Lebensstil bedroht.

So findet sie ihre politische Heimat 2014 in der AfD, in der man ihre nationalkonservative Haltung schätzt und, so Schneider, niemand Probleme mit ihrer Sexualität hat. Als Mitarbeiterin der AfD-Landtagsabgeordneten Wiebke Muhsal zieht sie schließlich nach Jena und wird im Juni 2016 Landesvorsitzende der JA.

„Verstand statt Ideologie“, heißt das Motto, das unter der Thüringer Jugend zündet. Ideologische Umerziehungsmaßnahmen wie Gender Mainstreaming und Quoten werden, erklärt Schneider, als „positive Diskrimierung“ abgelehnt. Ein Mandat strebt die Nachwuchspolitikerin noch nicht an. Weil sie keinen Hochschulabschluß hat, will sie ein Fernstudium aufnehmen, vielleicht auch Journalistin werden. Am liebsten, so hat sie unlängst der taz verraten, bei der JUNGEN FREIHEIT.