© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/17 / 03. März 2017

Das Drama um den Hauptstadtflughafen BER geht weiter
Der Untote
Wolfgang Przewieslik

Es gibt Konstanten in der endlosen Geschichte des Hauptstadtflughafens, der seine Baugeschichte 2006 verheißungsvoll als Berlin Brandenburg International (BBI) startete und der seit 2011 als BER seine Geisterexistenz fortführt. Er ist weltweit der einzige Untote unter den Flughäfen. Er existiert, aber nur als Baustelle. Und je mehr sich diese der vermeintlichen Fertigstellung nähert, desto mehr entfernt sich das Eröffnungsdatum.

Das von der Flughafengesellschaft herausgegebene „BER-Barometer“ verkündete im Februar für den notorisch schwächelnden Brandschutz einen Fertigstellungsgrad von 93 Prozent. Aber die fehlenden sieben Prozent können über Nacht zu 100 Prozent anwachsen, und der Flughafen-Dracula wird dann erneut frisches Blut brauchen – zig Millionen, um allein die Baustelle am Leben zu erhalten. Und so konnte es kommen, daß aus einem anfänglichen Einsatz von zwei Milliarden Euro inzwischen 7,6 Milliarden geworden sind. Weiter laufende Tagesverluste von etwa einer Million Euro werden da kaum noch erwähnt. Und zum Spiel gehört es auch, daß die gefräßige Baustelle regelmäßig Opfer fordert. Jüngst wurde nun der Bereichsleiter Technik der Flughafengesellschaft, Jörg Marks, von dem es noch bei der Ankündigung des Mehdorn-Abschieds 2014 hieß, daß er den BER quasi im Alleingang fertigbauen würde, gefeuert.

Das hat Geschäftsführer Karsten Mühlenfeld getan, der bald wohl auch verschlissen sein könnte, da er ganz oben auf der Abschußliste steht und sich mit dem Marks-Rauswurf wohl nur etwas Luft verschaffen wollte. Mit dem Kurzzeit-Bombardier-Manager wird dann ein weiterer hochdotierter Ritter von der traurigen Gestalt davonreiten, der bestimmt viele Talente hatte, aber leider nicht das, einen Flughafen zu bauen. Mühlenfeld hatte 2015 gesagt: „Nun kann ich zeigen, was in mir steckt.“ Er konnte nicht. Und der Regierende Bürgermeister Michael Müller meinte jüngst: „Wir sind in der Schlußkurve zur Fertigstellung!“ Irren ist menschlich.