© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/17 / 03. März 2017

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Aufreger der Woche, Teil eins: Der FDP-Kreistagsabgeordnete Josef Mühlenbein hat sich dafür ausgesprochen, Wölfe in den Katalog jagdbarer Arten aufzunehmen und sie im Hochsauerlandkreis in Jagdrevieren mit Muffelwildvorkommen zum Abschuß freizugeben. Weil in den beiden Vorjahren jeweils ein Wolf in der Region gesichtet worden sein soll, sei es nur eine Frage der Zeit, so Mühlenbein in seinem Antrag an den Kreistag, wann der Wolf als Standwild im Hochsauerlandkreis vorkomme und die dort heimischen Mufflons ausrotte. Im Austausch mit dieser Zeitung verweist Mühlenbein zur weiteren Begründung seines Anliegens unter anderem auf den emeritierten Zoologie-Professor Michael Stubbe. Der Vorsitzende der Gesellschaft für Wildtier- und Jagdforschung plädiert seit geraumer Zeit dafür, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen. In einer „dicht besiedelten Kulturlandschaft“ müsse der Wolf „in seinem Bestand beherrscht“ werden, so Stubbe. Zurück zu Josef Mühlenbein: Auf der Netzseite des FDP-Ortsverbandes, dem der Lokalpolitiker und Rechtsanwalt angehört, gibt er als eines seiner Hobbys an: die Jagd.


Aufreger der Woche, Teil zwei: Der elfmalige Weltmeister im Profisurfen Kelly Slater will vor der französischen Insel La Réunion im Indischen Ozean Haie abschlachten lassen. „Ich werde mich damit nicht beliebt machen, aber die Hai-Population auf Réunion muß dringend ausgedünnt werden, und es sollte jeden Tag passieren“, kommentierte er auf Instagram. Anlaß für seine drastische Forderung war der Tod eines 26jährigen Surfers, der am 21. Februar vor La Réunion von einem Hai angegriffen worden war und an seinen Verletzungen verstarb. Nun hat es im vergangenen Jahr nach Angaben der International Shark Attack File (ISAF) in Florida, einer weltweiten Datei für Hai-Angriffe, insgesamt lediglich 81 „unprovozierte“ Hai-Attacken auf Menschen gegeben. Im Jahr davor waren es 98. Von den 81 dokumentierten Fallen verliefen nur vier tödlich. Jeweils zwei Menschen starben in in Australien und in Neukaledonien, einer Inselgruppe im Pazifik. Wie das Magazin Prime Surfing berichtet, liegt der seit vielen Jahren beständige Durchschnitt bei acht Todesfällen. Demgegenüber tötet der Mensch nach einer Schätzung der Vereinten Nationen jedes Jahr mindestens 100 Millionen Haie, sei es gezielt oder durch Beifang. Wie Kelly Slater angesichts dieser Zahlen darauf kommt, seinen Aufruf zum Abschlachten von Haien damit zu begründen, daß „ein offensichtliches Ungleichgewicht“ herrsche, bleibt sein Geheimnis. Sicher ist: Die Welt braucht Haie dringender als Surfer.