© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/17 / 03. März 2017

Blick in die Medien
Gelenkter Online-Mob
Tobias Dahlbrügge

Die Leser der Online-„Qualitätsmedien“ und Kommentatoren in sozialen Netzwerken sind oft entgegengesetzter Meinung als die „Wir schaffen das!“-Jubler. Das ist für die Diskurs-Ajatollahs freilich nicht hinnehmbar. Da harte Zensurmaßnahmen kaum positiv vermittelbar sind, trollen die „No Border!“-Fanatiker jetzt die Onlineforen voll. Neu ist dabei ein konzertiertes Vorgehen und der Fokus auf die unerwünschte Meinung statt auf „Haßausdrücke“.

Die Kampagne funktioniert so: Linkes Akademiker-Prekariat, das offenbar reichlich Tagesfreizeit hat, spürt auf Facebook ein Reizthema auf, zu dem Internetnutzer unangepaßte Kommentare abgeben. Sogleich wird unter #ichbinhier der Schwarm der „Aktivisten“ zum betreffenden geteilten Beitrag gelenkt, um dort vehement und aggressiv die Meinungshoheit wieder durchzusetzen.

Keine zivilgesellschaft-liche Bewegung, sondern eine gesteuerte Propaganda-Kompanie. 

Beobachten kann man das Phänomen vor allem bei „Flüchtlings“-Themen: Wird das „Refugees Welcome“-Dogma irgendwo nur zart hinterfragt oder gar kritisiert, marschiert der Hashtag-Mob. Da sich die Online-Schergen zudem gegenseitig „Likes“ spenden, haben sie meist in kurzer Zeit das oberflächliche Meinungsbild wieder zu ihren Gunsten gedreht.

Wer steckt hinter der geschlossenen Facebook-Gruppe #ichbinhier? Zum Beispiel Hannes Ley, Geschäftsführer einer Internet-Marketingfirma. Zudem sitzt er im Vorstand des Verbandes der Markenstrategen in Werbeagenturen und Unternehmen – gemeinsam mit Gerald Hensel, der kürzlich mit der Hashttag-Aktion „keingeldfürrechts“ zum Wirtschaftsboykott „rechter“ Online-Medien aufrief. Und natürlich zeigt sich auch die notorische Amadeu-Antonio-Stiftung begeistert. Stern und Süddeutsche beklatschen die Aktion ebenfalls. Es handelt sich also keineswegs um eine zivilgesellschaftliche Bewegung, sondern um eine gesteuerte und ideologische Propaganda-Kompanie.