© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/17 / 03. März 2017

Bezahlfernsehen für Alle
Die Umstellung auf DVB-T2 ab Ende März erhöht Bildqualität und Angebot im TV, verursacht aber auch neue Kosten und zusätzlichen technischen Aufwand
Ronald Berthold

Für jeden fünften Fernsehzuschauer wird es ab Ende März ernst. Denn die 7,4 Millionen Haushalte, die bisher über die Zimmerantenne DVB-T in die Röhre schauen, müssen aufrüsten, sonst bleibt der Bildschirm spätestens ab Juli, nach einer dreimonatigen Übergangsphase, dunkel. Obwohl jene Nicht-Zuschauer dann „belegen“ könnten, keine Öffentlich-Rechtlichen zu empfangen und zu konsumieren, müssen sie weiter die Rundfunkgebühr für die Programme von ARD und ZDF entrichten.

69 Euro werden für die Privatsender fällig

Es gilt sogar: Wer auf DBV-T2 umrüstet, muß 69 Euro pro Jahr mehr bezahlen – allerdings für die Privatsender. Das würde – gesetzt den Fall, jeder macht mit – mehr als eine halbe Milliarde Euro zusätzlich in die Kassen der Anbieter spülen, die sich zum Verbund „Freenet TV“ zusammengeschlossen haben.

Einzig der Sender Bibel TV bleibt frei empfangbar. Alle anderen Stationen sind in einigen Regionen Deutschlands ab 29. März verschlüsselt. Die anderen Gegenden folgen sukzessive bis Mitte 2019. Entschlüsseln können die Kunden das Signal dann nur noch mit einem DVB-T2-HD-Empfangsgerät. Bei Fernsehgeräten mit einem integrierten Receiver benötigen sie eine CI+-Steckkarte. Auch diese Anschaffungen kosten zusätzlich Geld. Denn die alten Geräte sind mit dem DVB-T2-Standard nicht mehr kompatibel.

Der Vorteil für die Nutzer: Antennenfernsehen wird nun HD-tauglich, es ist teilweise auch in Full-HD-Auflösung mit 1920 mal 1080 Pixeln zu sehen. Und sie können nun bis zu 20 Privatsender verfolgen – mehr als vorher. Wer darin kein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis entdeckt und keinen Wert auf HD legt, dem bieten sich Alternativen. Der Wechsel zum Kabelanschluß kann allerdings mehr Kosten verursachen als die Umstellung auf DVB-T2, da viele Anbieter entsprechende Angebote mit Telefon- oder Internetverträgen kombinieren.

Die Anschaffung einer Satellitenschüssel bedeutet dagegen nur eine einmalige Ausgabe und gegebenenfalls eine weitere für den Installateur. Auch hier ist jedoch der HD-Empfang der meisten Privatsender verschlüsselt. Wer mit der verminderten Bildqualität nicht leben kann, braucht ein sogenanntes HD+-Abonnement für 69 Euro pro Jahr.

Am günstigsten, aber auch umständlich ist die Nutzung der Livestream-Angebote im Internet. In den Mediatheken kann jeder das aktuelle Programm verfolgen. Zappen ist jedoch kompliziert. Eine Fernbedienung hilft auch nicht. Wer in seinem Browser möglichst viele Reiter mit allen möglichen TV-Angeboten öffnet, kann aber immerhin – wenn auch mit einigem Aufwand – die Sender wechseln. 

Zu den ersten Regionen, in denen das herkömmliche DVB-T abgeschaltet wird, gehören ausgerechnet die Hochburgen Berlin und Umland sowie Bremen. Hier nutzen überdurchschnittlich viele Menschen Dach- oder Zimmerantennen: In der Hauptstadtregion sind es 28 Prozent und in der Hansestadt, die den absoluten Spitzenwert aufweist, sogar 35 Prozent. Gerade die große Anzahl von Haushalten, die über Antenne die Fernsehprogramme schauen, scheint Media Broadcast als jene kritische Masse entdeckt zu haben, mit der es die Umstellung rechtfertigen kann. Das Unternehmen betreibt DVB-T, DVB-T2-HD und Digitalradio DAB+. 

Sein Manager, Holger Meinzer, ist optimistisch, daß dem Schritt viele Kunden folgen werden – nicht nur, weil ihnen gar nichts anderes übrigbleibt: „Die jetzt vorgestellten Reichweitenzahlen bilden eine hervorragende Basis für den Start von HDTV via Antenne, mit mehr Programmen, mit Full HD für die beste Bildqualität, mit einem umfassenden Programmangebot an öffentlich-rechtlichen Programmen sowie privaten Programmanbietern auf unserer Freenet-TV-Plattform.“