© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/17 / 10. März 2017

Rote Liste der Kultur: Kampf um den Erhalt der Osnabrücker Kunstgeschichte
Zukunfsfähig ausrichten
(ob)

Gehe die Zurückdrängung des Heils- und des Bildungswissens zugunsten des praktisch verwertbaren Leistungswissens so weiter, klagte der Philosoph und Soziologe Max Scheler schon achtzig Jahre vor „Bologna“, dann werde das Abendland in eine „wissenschaftlich unterbaute  Barbarei“ zurücksinken. Hatten Kassandrarufe wie jener Schelers in der Zwischenkriegszeit tatsächlich Bildungspolitiker beeindruckt, würde auf den „katholischen Nietzsche“ in Zeiten wirtschaftskonformer Curricula niemand mehr hören. Auch nicht die „Entscheider“ der Universität Osnabrück, die bis 2023 drei Lehrstühle für Kunstgeschichte und damit das Fach überhaupt zugunsten agrar- oder naturwissenschaftlicher Disziplinen abwickeln wollen. Seit Monaten wird über den Erhalt der Kunstgeschichte öffentlich gestritten und darauf hingewiesen, wie stark das einstige „Höhere-Töchter“-Studium in Niedersachsen in der Defensive sei. Nach der Schließung des Braunschweiger Instituts (2001) und dem Aus in Osnabrück bliebe nur das Göttinger Institut übrig. Während der Deutsche Kulturrat das Osnabrücker Institut auf eine symbolische Rote Liste setzte, bekamen dessen Abschaffer Rückendeckung von der studierten Soziologin Gabriele Heinen-Kljajic, derzeit grüne Wissenschaftsministerin in Hannover: Für eine „zukunftsfähige Ausrichtung“ müßten sich Universitäten eben „beständig fortentwickeln“. 


 www.kunstgeschichte.uni-osnabrueck.de