© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/17 / 10. März 2017

Knapp daneben
Ein neuer Geist für die Truppe
Karl Heinzen

Antoni Da Campo ist eine Kämpfernatur und will seinem Land dienen. Damit erfüllt der junge Walliser schon einmal zwei wesentliche Voraussetzungen, die von einem Soldaten verlangt werden. Dennoch meinte die Schweizer Armee, auf ihn verzichten zu können. Sein veganer Lebensstil, so hielt ihm die Musterungsbürokratie vor, stelle die militärische Logistik vor unlösbare Probleme. 

Man könne nicht mit einer separaten Versorgungskette sicherstellen, daß er im Feld ausreichend und ausgewogen ernährt würde. Daher sei es unumgänglich, ihn als dienstuntauglich zu erklären. Da Campo jedoch ließ sich nicht beirren. Er legte Widerspruch ein und bekam Recht. Seinen Erfolg feiert er nicht als persönlichen Triumph, sondern als Dienst an seinen Idealen: „Dies ist ein großer Schritt für die Sache der Tiere und ein kleiner Schritt für die veganen Soldaten.“

Die Schweizer Armee steht nun vor einer Herausforderung, der sie sich früher oder später aber sowieso hätte stellen müssen. Die Diversität der Lebensstile wächst. Einwanderer bringen vielfältige Ernährungsgewohnheiten und oft auch religiöse Vorschriften mit, die zu beachten sind. 

Die Zeiten, in denen man davon ausgehen konnte, daß alle Soldaten das gleiche essen, sind vorbei. 

Heute gilt es, in der Verpflegung einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, der allen zuzumuten ist. 

Dieser könnte die frutarische Kost sein, die all das umfaßt, was Pflanzen abgewonnen werden kann, ohne sie dabei zu beschädigen – vor allem also Obst, Nüsse und Samen. 

In diesem Fall könnte das Militär sogar auf jegliche Logistik verzichten. Die Soldaten essen einfach das, was sie im Gelände finden.Veganer bringen aber nicht allein neue Ernährungsweisen, sondern vor allem einen neuen Geist in die Truppe. 

Wo die Unversehrtheit von Tier, Pflanze und folglich auch Mensch als höchstes Ziel erkannt wird, kann für Waffen kein Platz mehr sein. 

Streitkräfte werden damit nicht überflüssig. Wenn sie lernen, den Gegner durch die Macht der Argumente zu überzeugen, sind sie sogar wirksamer als sie durch den Einsatz nackter Gewalt je sein konnten.