© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/17 / 17. März 2017

CIA-„Leak“
Ungeheure Waffen
Thomas Fasbender

Seit „Vault 7“, der Wiki-Leak mit Details zu den Cyberwaffen der CIA, im Netz steht, wird spekuliert. Das westliche Establishment sagt: Die Russen waren’s. Die Rechtskonservativen von der amerikanischen Alt-Right meinen: Die von der CIA waren’s, als Russen verkleidet. Ein BND-Insider bekennt, die Amerikaner seien die Guten und das Ganze daher halb so wild.

Dabei liegt der eigentliche Skandal im ungeheuren Potential der Cyberwaffenentwicklung. Nie zuvor konnte eine Macht die kommunikative, industrielle und logistische Infrastruktur einer anderen Macht quasi mit dem Joystick ausschalten und das öffentliche Leben zum Stillstand bringen. Künftige Cyberwaffen könnten sogar die nukleare Abschreckung überflüssig machen. Vielleicht wird der Traum einer atomwaffenfreien Welt mit ihrer Hilfe Wirklichkeit. Die Androhung des Todes von Hunderttausenden würde ersetzt durch die Androhung der Zerstörung der digitalen Grundlagen der industriellen Zivilisation. Nicht gleich zurück in die Steinzeit, aber doch tief ins 20. Jahrhundert. Ein Leben mit den Möglichkeiten der Vergangenheit und den Ansprüchen der Gegenwart. 

Dann hätten am Ende doch jene recht, die behaupten, der Aufwand, die schöne neue Welt zu schützen, sei ungleich höher als der Ertrag, den die schöne neue Welt uns bringt.