© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/17 / 17. März 2017

Die Lage ist verzweifelt
Christen im Nahen Osten auf verlorenem Posten
Werner Olles

Es bedarf keines analytischen Scharfsinns, um die Situation der Christen im Nahen Osten als katastrophal zu erkennen. Auch wenn die von Saudi-Arabien, Katar, der Türkei und der Obama/Clinton-Administration hochgepäppelten Mörderbanden des Islamischen Staates sich fast überall in der Region auf dem Rückzug befinden, hat sich die Lage der Christen insgesamt kaum verbessert. Ohnehin ist das Niederkämpfen des IS hauptsächlich dem tapferen Widerstand der kurdischen Peschmerga, der regulären syrischen Armee Präsident Assads und dem Eingreifen der russischen Luftwaffe zu verdanken. 

Hans-Joachim Löwer, ehemaliger Auslandskorrespondent des Stern und Redakteur der deutschsprachigen Ausgabe von National Geographic, legt mit seinem Buch „Mit Feuer und Schwert“ ein eindrucksvolles Zeugnis ab über die Drangsal der assyrischen Christen, Kopten, Katholiken, Maroniten, Melkiten, Syrisch-Orthodoxen und armenischen Christen, die diese in ihrer angestammten Heimat seit Jahren zu erdulden haben. 

Hinzu kommt, daß im Gedächtnis der Assyrer und Armenier die Völkermorde durch die Türken für immer eingebrannt sind. Der Autor hat sechs Länder des Nahen Ostens besucht und recherchierte über drei Monate im Irak, in Syrien, der Türkei, im Libanon, in Ägypten, in Israel und der Westbank. Er traf gefolterte Priester, sah Haßbotschaften an den Wänden von Klostermauern, erlebte Brandanschläge auf Kirchen und sprach mit Mönchen, die sich standhaft und gottesfürchtig weigern, vor dem islamischen Terror zu flüchten. Löwer machte auch die Bekanntschaft assyrischer Christen, die mit der Waffe in der Hand an der Seite der Kurden gegen ihre Peiniger kämpfen, darunter nicht wenige junge Christinnen, die den Tod im Kampf der Versklavung durch die Dschihadisten vorziehen.

Es ist ein ungeschminktes Bild der mehr als verzweifelten Lage der Christen, das Löwer zeichnet. Doch inmitten von blindwütigem Haß, von religiös motiviertem Terror, ungezügelter Gewalt, Vertreibung und feigem Mord erkennt er kleine, ermutigende Zeichen der Hoffnung, die darauf hinweisen, daß über die Geschichte der Christen in diesem größten Konfliktfeld der Welt das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.

Hans-Joachim Löwer: Mit Feuer und Schwert. Styria Premium Verlag. Wien, Graz, Klagenfurt 2016, gebunden, 256 Seiten, 24,90 Euro