© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/17 / 17. März 2017

Meldungen

Evolution auch ohne ökologische Nischen?

BERLIN. Wer angesichts komplexer symbiotischer Interaktionen evolutionäre Geschehnisse immer noch mit dem Besetzen von „Nischen“ erkläre, habe die Evolutionsökologie nicht verstanden. Wie sich diese Prozesse stattdessen abspielen, dafür verweist der Berliner Biologe Walter Sudhaus auf die enge Symbiose zwischen Ameisen und Rötegewächsen auf den Fidschiinseln (Naturwissenschaftliche Rundschau, 1/17). Dort versorgen Ameisen die Pflanzen über Abfälle mit Nährstoffen und düngen die Keimlinge mit ihrem Kot, während die Pflanze den Tieren optimalen Schutz vor Freßfeinden gewährt. Diese „Kultivierung“ durch Ameisenkolonien hat binnen drei Millionen Jahren sechs neue Pflanzenarten entstehen lassen, ohne daß dazu eine „ökologische Nische“ erforderlich war. Ihr Symbiose-Partner hat nicht durch neue Artenbildung von der Koevolution profitiert. (rs)

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Frankfurter Antwort auf drohende Abholzung

WARSCHAU. Ende 2016 ist mit der Wiedervernässung von tausend Hektar Niedermoorflächen im weißrussischen Teil der Belowescher Heide (Unesco-Welterbe Puszcza Bialowieska) begonnen worden. Finanziert wird das Projekt von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) und privaten deutschen Stiftungen. Damit werde ein Zeichen gesetzt gegen die polnische Ankündigung, in ihrem Teil des 200.000 Hektar großen Urwaldes mit Abholzungen zu beginnen. Das Warschauer Umweltministerium begründete dieses Vorhaben mit der Trockenheit des Waldes und der Borkenkäfer-Gefahr. Doch nicht die Motorsäge löse diese Probleme, sondern die Wiederherstellung der Funktion des Nationalparkwaldes als Wasserspeicher, argumentiert die ZGF (Gorilla, 3/16). (ck)

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Zwischenbilanz beim E-Zigaretten-Konsum

BERLIN. Mit einer Million regelmäßigen Nutzern gewinnt die E-Zigarette in Deutschland Relevanz. Konsumenten sind Raucher und Ex-Raucher, die seit 2010 mit dem Rauchen aufgehört haben. Zur Klärung der Frage, ob E-Zigaretten der Tabakentwöhnung dienen, haben Mainzer und Leipziger Mediziner 2016 eine Querschnittsbefragung unter 4.002 Personen durchgeführt. 75 Prozent der Befragten motivierten ihren „Umstieg“ zur E-Zigarette mit dem Wunsch, ihren Tabakkonsum zu beenden. Überraschend ist allerdings, daß die Mehrheit wie auch 60 Prozent der Gesamtbevölkerung nicht glaubt, das Gesundheitsrisiko des Rauchens damit minimieren zu können, obwohl das geringere Erkrankungsrisiko bei E-Zigaretten inzwischen wissenschaftlich unbestritten sei (Deutsches Ärzteblatt, 50/16). (dg)

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Erkenntnis

„Viele Menschen zweifeln heute an sich selbst, ihrer Identität und an ihren Fähigkeiten, ihr Leben selbst zu gestalten. Das ist für sie unerträglich. Gesellschaftliche Grundlage dafür ist nicht zuletzt eine Individualisierung, die Gewißheiten erodieren läßt.“

Ernst-Dieter Lantermann, Professor für Sozialpsychologie an der Universität Kassel