© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/17 / 24. März 2017

Das kulturelle Erbe des „Retters von Berlin“ in Ostpreußen
Grünhoffs Verfall gestoppt
(ob)

Wer eine unvergeßliche Anschauung vom Untergang einer Kultur gewinnen möchte, begebe sich in den russischen Teil Ostpreußens. Von der in 700 Jahren gewachsenen, durch die Architektur ihrer Schlösser, Guts- und Bauernhäuser geprägten, fein strukturierten Kulturlandschaft sind heute kaum Reste erhalten. Zu den raren herrschaftlichen Anwesen, die Kriegsende und sowjetische Verfallszeit leidlich passabel überstanden hatten, zählte noch in 1990ern das spätklassizistische Schloß Grünhoff, gelegen unweit der „Königsberger Badewanne“, des Ostseebads Cranz. 1815 hatte es General Friedrich Wilhelm von Bülow, Graf von Dennewitz, der „Retter Berlins“, als Dotation für seine Verdienste während der Befreiungskriege erhalten. Es blieb bis 1945 im Besitz seiner Familie. Der Zustand stimulierte Hoffnungen auf eine Restaurierung, doch stattdessen setzte ab 1997 der Verfall ein, der erst 2014, mit dem Übergang auf einen deutschen Investor, gestoppt werden konnte. Seit dieser wundersamen Wende arbeiten die an der HU Berlin kunsthistorisch ausgebildete Katarina Lisenkowa und ihr Mann als Projektbetreuer auf die Sanierung Grünhoffs hin (Unser schönes Samland, 213/2017). Bis 2021, so lautet eine der wenigen erfreulichen Meldungen über das „kulturelle Erbe“ im Oblast Kaliningrad, soll das Schloß als Hotel, Bibliothek und Museum wiedererstehen. 


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