© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/17 / 07. April 2017

„Fall Baberowski“
Ein Umdenken ist überfällig
Thorsten Hinz

Die Presserklärung, mit der die Berliner Humboldt-Universität sich vor den von trotzkistischen Studenten schikanierten Osteuropa-Wissenschaftler Jörg Baberowski gestellt hat, ist erfreulich eindeutig. Sie weist die Diffamierung Baberowskis als „rechtsradikal“ zurück und nennt ihn einen „hervorragenden Wissenschaftler, dessen Integrität außer Zweifel steht“. 

Nach langem Zögern wird die Universität den Kriterien zwischenmenschlichen und kollegialen Anstands gerecht und kommt der Schutzpflicht nach, in der eine Institution – zumal eine staatliche – gegenüber einem attackierten Mitarbeiter steht. 

Weiterhin zeugt der Text vom Ringen um das universitäre Selbstverständnis und nicht zuletzt um Selbstachtung. Eine Hochschule, die sich das Spektrum vertretbarer Lehrmeinungen von einem ideologisch aufgeladenen und gewaltbereiten Mob diktieren läßt, verliert ihren Daseinszweck und den Anspruch auf wissenschaftliche Reputation und gesellschaftliches Ansehen.

Es ist zu hoffen, daß das Umdenken der Humboldt-Universität im „Fall Baberowski“ nur ein erster Schritt ist, dem weitere folgen werden, und dessen Wirkung über Berlin hinausgeht. Die Freiheit der Wissenschaft und der Rede muß energischer als bisher gegen Anpassungszwang, Gewalt und Zensur behauptet werden.