© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/17 / 14. April 2017

Der US-Konzern General Electric feiert 125jähriges Jubiläum
Rabiat zum Erfolg
Thomas Kirchner

Eine systemisch relevante Institution, bei der man auch Glühbirnen oder Kernkraftwerke kaufen kann und die Finanzierung gleich mit. Wenige Konzerne schaffen es, mit einem solchen Gemischtwarenladen auf eine 125jährige Geschichte zu kommen, und noch weniger können eine illustre Persönlichkeit wie Thomas Edison zu ihren Gründervätern zählen. General Electrics Erzrivale Siemens wird im Oktober zwar schon 170, doch das Erbe des Werner von Siemens bringt es nicht einmal auf den halben GE-Firmenwert. Die von deutschen Einwanderern gegründete britische General Electric Company (GEC) wurde 2006 nach langem Mißerfolg sogar zerschlagen.

GE war eines der ersten zwölf Unternehmen, die in den Aktienindex Dow Jones aufgenommen wurden – und das einzige, das sich bis heute gehalten hat. Vielleicht, weil der schnelle Rückzug des Ingenieurs Edison GE zum Aufbau eines professionellen Managements zwang. So wurde GE zur Schmiede für Managementtalente, in der die Chefs vieler Großkonzerne ihre Lehrjahre verbracht haben.

Seinen heutigen Glanz verdankt GE Jack Welch, der den angeschlagenen Konzern von 1981 bis 2001 führte und ihn mit teilweise rabiaten Managementtechniken zum Erfolg verhalf. Der 1935 geborene Chemieingenieur war kein genialer Erfinder wie Edison oder die Chefs deutscher Konzerne, dafür aber ein cleverer Manager. Sein Nachfolger Jeffrey Immelt spottet, sogar ein Schäferhund hätte GE im Boom der neunziger Jahre leiten können, doch man muß erst einmal auf die Idee kommen, Führungskräfte einzuschließen und sich anschreien zu lassen – und zwar so, daß sich dadurch das Unternehmensklima bessert. Beim biederen Rivalen Siemens unvorstellbar. Das funktioniert nur in Amerika, und auch dort nur bei GE.

Zu Welchs Erfolgsrezept gehörte die konsequente Umsetzung der Unternehmensstrategien Peter Druckers nach ihrem ersten Zusammentreffen 1981: „Wenn Sie nicht schon in einem Geschäftsbereich aktiv wären, würden Sie dann dort einsteigen?“ Bereiche, die nicht zu den besten zwei in ihrem Marktsegment gehörten, wurden abgestoßen, während GE mit 600 Übernahmen nur Marktführer in sein Produktportfolio integrierte. Dadurch schaffte es Welch, mit GE als Tausendsassa zu überleben, obwohl der Trend in Richtung Zerschlagung von Mischkonzernen und Konzentration auf ein enges Kerngeschäft ging.

Einen unangenehmen Beigeschmack hinterließ Welch in den Bilanzen: In jedem Quartal übertrumpfte GE die Analystenerwartungen um exakt einen Cent. Skeptiker witterten Manipulation, die aber nie nachgewiesen wurde. Welchs Nachfolger Immelt schaffte es bisher nicht, GE zu Glanz und Gloria zurückzuführen, auch weil GE wegen seiner Finanzsparte seit 2013 unter Aufsicht der US-Zentralbank Fed steht. Doch mit der Deregulierung unter Donald Trump dürfte GE bald wieder an alte Erfolge anknüpfen.