© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/17 / 14. April 2017

Griechenland und das Euro-Finanzministertreffen auf Malta
Opfer des Euro-Wahnsinns
Thorsten Polleit

Staatsmännisch wird das Ergebnis des jüngsten Euro-Finanzministertreffens auf Malta verkündet: Die Griechen sollen 2019/20 zusätzliche Reformen auf den Weg bringen. Dann gibt es neue Kredite aus dem dritten Hilfsprogramm, das 2015 von der EU-Kommission, dem Rettungsschirm ESM, der EZB und dem Währungsfonds IWF zugesagt wurde. Doch in Wahrheit wurde ein weiteres Kapitel der Konkursverschleppung Griechenlands aufgeschlagen.

Alles hat nicht geholfen: Griechenland hatte Ende 2015 eine Staatsverschuldung von 177,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) – obwohl 2012 ein Schuldenschnitt sie bereits auf 160 Prozent gesenkt hatte. Die neuen Maßnahmen ändern das Bild nicht. Allein im Juli müssen die Griechen Schulden in Höhe von 7,4 Milliarden Euro zurückzahlen – sie werden mit neuen Krediten bezahlt. Seit Mitte 2008 bis heute ist das griechische BIP um fast 30 Prozent geschrumpft. Investitionen und Wachstum kommen nicht in Gang. Im Januar 2017 betrug die Arbeitslosenquote knapp 24 Prozent. Die Informierten haben ihr Vermögen ins Ausland verbracht. Die erzwungenen Sparmaßnahmen und Ausgabenkürzungen treffen die Verbliebenen – den Mann auf der Straße, kleine und mittlere Unternehmen und Rentner.

Wolfgang Schäuble & Co. lassen sie zur Ader, nachdem sie dafür gesorgt haben, daß die ursprünglichen Gläubiger – Banken, Versicherungen und Hedgefonds – aus der Haftung gelassen und die EU-Bürger mit ihren Einkommen und Vermögen ins Feuer gestellt wurden. Die Botschaft von Malta ist klar: Griechenland darf nicht aus dem Euroraum ausscheiden, schon gar nicht im Wahljahr 2017. Das Beschlossene dient nicht den Griechen, sondern den Interessen der politischen Elite, die das Euro-Projekt mit allen Mitteln retten will – auch gegen die wirtschaftlichen und politischen Interessen der EU-Bürger. Griechenland ist ruiniert, ist längst zu einem mahnenden Opfer des Einheitswährungswahnsinns geworden.