© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/17 / 21. April 2017

Beschäftigung und Qualifizierung von Flüchtlingen in Firmen
Kölner Kleingedrucktes
Mathias Pellack

Seit Jahren trommelt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) für offene Grenzen, denn Zuwanderung leiste „einen zentralen Beitrag zur Fachkräftesicherung in Deutschland“. Und die Finanziers des Kölner IW greifen offenbar beherzt zu: „Fast ein Viertel aller Unternehmen beschäftigt derzeit Geflüchtete oder hat es in den vergangenen drei Jahren getan“, behauptet eine von vielen Medien zitierte aktuelle IW-Studie, die auf einer Befragung von 1.030 Firmen beruht. Soll heißen: „Wir schaffen das!“

Doch in derselben Studie heißt es auch: 86 Prozent sehen die größten Probleme für eine dauerhafte Mitarbeit in den mangelnden Deutschkenntnissen – sprich: der Steuerzahler soll Sprachkurse finanzieren, dann läuft’s besser. Und im Kleingedruckten wird verraten, daß derzeit nur 8,7 Prozent der Firmen Flüchtlinge regulär beschäftigen. Daß medial daraus gleich „ein Zehntel“ wird, liegt nicht am IW, daß aber auch Firmen dazu zählen, die nur einen „Geflüchteten“ in der Belegschaft haben, sehr wohl. Das IW behauptet auch, daß Unternehmen bei der Flüchtlingsintegration „stark engagiert“ seien: In 17 Prozent der Firmen hätten Flüchtlinge inzwischen Praktika absolviert, ein Drittel plane, im laufenden Jahr Flüchtlinge einzustellen.

Das klingt optimistisch und freut sicher auch das Bundeswirtschaftsministerium, das die IW-Studie aufgrund eines Bundestagsbeschlusses gefördert hat. Insofern ist es überraschend, daß das IW offen zugibt, was „zentrale Anreize für die Einstellung von Flüchtlingen“ sind: die Verfügbarkeit von berufsbezogener Sprachförderung parallel zur Beschäftigung, Lohnkostenzuschüsse sowie „externe Unterstützung mit Blick auf Nachhilfe, sozialpädagogische Betreuung oder Betreuung im Bereich der Berufsvorbereitung“. Auf gut deutsch heißt das aber: Ohne mehr Geld vom Steuerzahler läuft kaum etwas.

„Beschäftigung und Qualifizierung von Flüchtlingen“, in IW-Trends 2/17: www.iwkoeln.de