© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/17 / 28. April 2017

Deutsche Stromkunden zahlen 35 Milliarden Euro obendrauf
Merkels Zwangsabgaben
Jörg Fischer

Der 21. April war für Energiewendebewegte historisch: Erstmals seit 135 Jahren kam Großbritannien einen Tag lang ohne Kohlestrom aus, teilte der Netzbetreiber National Grid mit. Das Kleingedruckte auf Twitter verriet nicht, daß der Kraftwerkspark verschlissen und störanfällig ist, aber daß 50,3 Prozent des Stroms aus teuren Gaskraftwerken, 21,2 Prozent aus staatlich gehätschelten AKWs und nur zu 22,5 Prozent aus Wind-, Biomasse-und Solaranlagen stammten. Den Rest lieferte Importstrom aus Frankreich, den Niederlanden und Irland.

In Deutschland soll der Atomausstieg bis 2022 vollzogen und bis 2050 der Anteil der erneuerbaren Energien auf mindestens 80 Prozent steigen. 2016 waren es 29,5 Prozent – 40,1 Prozent lieferte die Kohle. Die wetterfeste Braunkohle kam dabei ohne Steuerzahlergeld und Zwangsumlage (2017 etwa 25 Milliarden Euro) durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) aus. Dennoch beschloß 2016 der Bundesparteitag der Grünen – wie die atombegeisterte britische Tory-Regierung –, bis 2025 komplett aus der Kohle auszusteigen. Die Bundestagsfraktion milderte dies auf 2037 ab – aber 20 Kohlemeiler müßten sofort vom Netz. Da sowohl SPD und Linke wie Union und FDP um die Grünen als Koalitionspartner buhlen, könnte dies kein Hirngespenst bleiben.

Jürgen Trittin ist seit zwölf Jahren kein Umweltminister mehr, aber sein rot-grünes EEG gibt es prinzipiell immer noch, nur die AfD fordert dessen Abschaffung. Und erst unter Angela Merkel nahm der deutsche Strompreis richtig Fahrt auf: 2006 zahlte ein Privathaushalt mit 3.500 Kilowattstunden Jahresverbrauch im Schnitt 681 Euro – in diesem Jahr sind es laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft 1.020 Euro. Davon sind 562 Euro Steuern und Zwangsabgaben, die sich auf insgesamt 35 Milliarden Euro summieren. Im ersten Merkel-Regierungsjahr waren es mit 266 Euro nicht einmal halb soviel.

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