© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/17 / 12. Mai 2017

Knapp daneben
Die Bahn bringt Deutschland in Gefahr
Karl Heinzen

Als die Bundeskanzlerin jüngst dem saudischen König ihre Aufwartung machte, befand sich auch Richard Lutz, der frischgebackene Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, in ihrem Gefolge. Die Sehnsucht nach ein paar Tagen der Ruhe vor aufgebrachten Kunden schien ihn nicht unter den arabischen Sonnenhimmel getrieben zu haben. Sein Unternehmen verfolgt hier vielmehr geschäftliche Interessen. Dies mag verwundern, ist doch die Bahn in ihrem Mutterland mit Problemen derart ausgelastet, daß kaum noch Managementkapazitäten für andere Spielwiesen übrigbleiben dürften. Die Probleme daheim sind jedoch unlösbar. Die Infrastruktur verfällt still vor sich hin. Die Technik ist veraltet und störanfällig. Die Fahrpreise sind gesalzen. Der Service hat den Charme der DDR-Reichsbahn. Lautsprecheransagen mit Verspätungsmeldungen und in ihrer Unaufrichtigkeit provozierenden Entschuldigungen verfolgen die Passagiere bis in den Schlaf. Für Reisende kommt es einem Wunder gleich, wenn die Umsteigezeit knapp ist und sie dennoch den Anschlußzug erreichen. 

Pilger werden ihre Lobpreisungen des Allmächtigen mit Verwünschungen Deutschlands verknüpfen.

Da sie daheim jeglichen Kredit verspielt hat, kann die Bahn daher nur noch im Ausland punkten. In Saudi- Arabien trägt so ihre Tochtergesellschaft DB Engineering und Consulting die Verantwortung für den Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahn, die Mekka und Medina verbinden soll. An diesen Auftrag konnte die Firma vermutlich gelangen, weil sich im Ausland immer noch der Nimbus von der technologischen Kompetenz Deutschlands hält und die Bahn mit diesem irrtümlicherweise in Zusammenhang gebracht wurde. Die Konsequenzen werden fürchterlich sein. Heerscharen von Pilgern, die auf ihrem Hadsch zwischen den heiligen Stätten des Islams bei 60 Grad im Schatten steckenbleiben, weil Weichen blockieren, Signale streiken oder Klimaanlagen ausfallen, werden ihre Lobpreisungen des Allmächtigen mit Verwünschungen Deutschlands verknüpfen. Was fanatische Extremisten nicht schafften, wird die Bahn vollbringen: unser Land ins Fadenkreuz der muslimischen Weltgemeinschaft bringen.