© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/17 / 26. Mai 2017

Ivanka Trump. Wofür steht die Tochter des US-Präsidenten politisch tatsächlich?
Zickzack geradeaus
Elliot Neaman

In den US-Medien ist die 35jährige Mutter von drei Kleinkindern ein beliebtes Motiv. Ihre systematischen Bemühungen, die Politik ihres Vaters in eine liberalere, progressive Richtung zu steuern, sorgen allerdings – auf beiden Seiten des politischen Spektrums – für Aufregung. Ist Ivanka Trump eine heimliche Liberale oder doch eine echte Konservative? Die Antwort mag unbefriedigend erscheinen: weder noch.

Auf dem republikanischen Parteitag im vergangenen Juli offenbarte die damals künftige „First Daughter“: „Wie viele andere meiner Generation identifiziere ich mich nicht kategorisch als Republikanerin oder Demokratin. Wem ich meine Stimme gebe, hängt weniger von parteipolitischer Linientreue als davon ab, welche Entscheidung ich für die richtige halte – für meine Familie und für mein Land.“ Noch 2007 spendete sie im Kampf um die demokratische Präsidentschaftskandidatur 1.000 Dollar für Hillary Clinton. 2012 unterstützte sie zwar den Republikaner Mitt Romney, doch ein Jahr später sammelten sie und ihr Mann Jared Kushner 40.000 Dollar zugunsten Cory Bookers, demokratischer Senator für New Jersey. 

Donald Trumps Verzicht auf die Kündigung des Pariser Klimaschutzabkommens, heißt es in Washington, sei dem Einfluß Ivankas und Kushners – den sie 2009 nach ihrer Konversion zum Judentum heiratete – zu verdanken. Und die angekündigte Aufhebung von LGBTQ-Rechten am Arbeitsplatz scheint trotz lautstarker Unterstützung des Vizepräsidenten Mike Pence momentan ebenfalls vom Tisch. Ivankas Einsatz für eine bezahlte Elternzeit wurde immerhin mit bescheidenen Steuersenkungen honoriert, die allerdings das Problem der Kinderbetreuung für viele Mütter kaum lösen werden.

Skeptiker mögen darauf hinweisen, daß die Themen, die Ivanka sich auf die Fahnen geschrieben hat – Gleichstellung, Umwelt- und Klimaschutz –, eher Ausdruck eines angeborenen Kalküls für PR und Geschäftschancen entspringen, aus politischer Überzeugung. Auf ihre Ernennung zur offiziellen Beraterin ihres Vaters haben Ladenketten und Käuferinnen teilweise mit dem Boykott ihrer Mode- und Lifestyle-Kollektionen reagiert. Aus dieser Sicht könnten Ivankas „liberale“ Positionen vor allem der Distanzierung von der  politischen Linie ihres Vaters in jenen Fragen dienen, die ihrer Zielgruppe – Frauen im Alter der 1981 in New York Geborenen – besonders am Herzen liegen. 

Die Zeitschrift Vogue zitierte eine Quelle aus Ivankas unmittelbarem Umfeld, laut der „ihr Vater bei der Hälfte der Amerikaner verhaßt und von der anderen Hälfte geliebt wird. Letztere lieben sie, weil sie ihren Vater lieben, erstere lieben sie, weil sie nicht wie ihr Vater ist.“ Diese Schlußfolgerung mag übertrieben sein, liefert jedoch eine plausible Erklärung dafür, warum es in Ivanka Trumps Interesse ist, auf beiden Seiten des politischen Spielfelds zu punkten.