© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/17 / 26. Mai 2017

Sehr verschwörerisch
Bis heute ranken sich wilde Legenden um die Ermordung von John F. Kennedy
Verena Rosenkranz

Einzeltäter, Gruppenattentat, geheimer CIA-Plan oder doch Außerirdische? Um die Ermordung des 35. amerikanischen Präsidenten, John Fitzgerald Kennedy, der am 29. Mai 100 Jahre alt werden würde, ranken sich unzählige Mythen und Legenden. Mitten im Kalten Krieg wurde er am 22. November 1963 bei einer umjubelten Fahrt durch Dallas ermordet. Während der spätere Präsident Lyndon B. Johnson und der damalige FBI-Chef Edgar Hoover schnell einen vermeintlichen Täter zur Hand hatten, glauben heute einer Studie zu Folge mehr als die Hälfte der Amerikaner an eine andere Theorie. Kein Wunder, erfand der Geheimdienst mit dem bis dahin nicht existierenden Begriff „Verschwörungstheorie“ doch sogar extra ein eigenes Wort, um die Skeptischer lächerlich zu machen. Daß der als Täter schnell präsentierte frühere Marineinfanterist Lee Harvey Oswald nur zwei Tage nach seiner vermeintlichen Tat von einem Rotlichtboß erschossen wurde, entfachte weitere Spekulationen.

Die Banknoten-Theorie

Für Ende 1963, also wenige Wochen nach seiner Ermordung, plante Kennedy das Geldmonopol des Federal Reserve Systems (FED) in staatliche Hand zu geben. Die zwölf Zentralbanken sollten abgeschafft werden und die unkontrollierbare Institution, die auch den Leitzins festlegt und bei der die USA in tiefen Schulden steht, an Bedeutung verlieren. Um das zu verhindern, so heißt es von einigen Anhängern dieser Theorie, ließ die FED Kennedy umbringen und stampfte die bereits gedruckten staatlichen Banknoten wieder ein.

Kuba-Theorie

Der offizielle Mörder Oswald soll von der kubanischen Regierung unter Fidel Castro als Auftragsmörder angeheuert worden sein. Weil die CIA zuvor ein Attentat auf das kubanische Staatsoberhaupt plante, der dortige Geheimdienst aber dahinterkam, sollte Kennedy aus Rache hierfür ermordet werden. Doch nicht nur Oswald, sondern weitere Killer sollen an dem Anschlag auf den Präsidenten beteiligt gewesen sein. Koordiniert wurden sie angeblich von einem Mann am Ende der Elm Street, der als einziger an einem sonnigen Tag nachweislich einen Regenschirm mit sich führte und ihn kurz vor dem Attentat wie zu einem Signal nach oben hob. Zeugen berichteten immer wieder von mehreren Schüssen, was der Mehrtäter-Theorie Auftrieb gab. Bis zu seiner Ermordung dementierte Oswald seine Täterschaft. „Ich habe niemanden umgebracht“, sagte er Reportern immer wieder. 

Fahrer-Theorie

Eine sehr eigenwillige These behauptet, daß Kennedy von seinem Fahrer erschossen wurde, der mit dem Geheimdienst unter einer Decke steckte. Er soll sich nach dem ersten Schuß von außen umgedreht und die tödliche Kugel auf den Präsidenten abgefeuert haben. In Filmaufnahmen ist tatsächlich zu sehen, wie sich der Fahrer umdreht, jedoch eigenen Aussagen zufolge, um nach dem Rechten zu sehen. Die Frau des Präsidenten, Jacky Kennedy, flüchtet in diesen Aufnahmen über das Heck aus dem Wagen. Einige behaupten, vor dem Fahrer, der sie mit einer angeblich glänzenden Pistole in der Hand bedrohte.

Alien-Theorie

Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg häuften sich Meldungen über angeblich gesichtete unbekannte Flugobjekte (Ufos) rasant an. Der Geheimdienst bestätigte jedoch nie eine solche Sichtung oder Untersuchungen hierzu. Die Alien-Theorie besagt, daß der US-Präsident ermordet wurde, weil er die Wahrheit über Aliens, Ufos und deren Existenz verbreiten wollte. Schon einmal zuvor soll es einen Mord deswegen gegeben haben: James Forrestal, Verteidigungsminister und ein angebliches Mitglied der Majestic 12, ein unbestätigtes Geheimkomitee, welches die berühmt-berüchtigte vermeintliche Ufo-Landung 1947 in Roswell untersuchen sollte.

Illuminaten-Theorie

Dieser Erklärung nach waren von der Geheimgesellschaft drei Weltkriege geplant, um die Weltherrschaft zu erringen. Die ersten beiden waren geschlagen, der dritte Krieg sollte zwischen Atheisten, hierfür stand die Sowjetunion, und Nihilisten, also den USA mit ihrer lockeren Moral, ausgetragen werden. Weil Kennedy aber die Kubakrise unter Kontrolle brachte, scheiterte der Plan, und beide Parteien rüsteten ihre Nuklearwaffen auf. Ein Atomkrieg hätte aber die Vernichtung beider Zivilisationen bedeutet, was keine der Supermächte riskieren wollte. Kennedy ließ also angeblich den dritten Weltkrieg platzen und wurde aus Rache von den Illuminaten umgebracht.