© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/17 / 26. Mai 2017

Haltungsnote
Standhaft mit Kreuz und Fisch
Gil Barkei

Hartnäckig steht eine Lehrerin im Berliner Multikulti-Stadtteil Wedding für ihre christliche Religion ein. Nachdem die Pädagogin nach einer Dienstanweisung der Schulleitung eine Halskette mit einem großen Kreuz abnehmen mußte, hat sie sich kurzerhand das Ichthys-Symbol umgehängt – das Erkennungszeichen der verfolgten Christen im alten Rom. Schulaufsichtsbeamte haben sich der erneuten Auffälligkeit angenommen, denn die Provokateurin fordert mit ihrer unbeirrbaren Verbundenheit zu Jesus Christus das Berliner Neutralitätsgesetz heraus. Dieses untersagt Lehrern, Polizisten und Justizbediensteten, im Dienst religiöse Symbole offen zu tragen. Waren es bisher vor allem Kopftuch-Trägerinnen, die sich gegen die Regelung aufgelehnt haben, gerät mit der standhaften Lehrerin erstmals ein christliches Zeichen in den Fokus der Kritik.

Der Fall könnte nun dazu führen, daß das umstrittene Gesetz präzisiert werden muß. Denn grundsätzlich erlaubt es das Tragen von Schmuckstücken. Nur die Frage ab, welcher Größe aus einem schmucken Anhänger ein religiöses Symbol wird, war bisher nicht klar geregelt. Die Einschätzung liegt bei den einzelnen Schulen, die sich oftmals allein gelassen fühlen.