© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/17 / 02. Juni 2017

Frisch gepresst

Quotenpolitik. In den wenigsten Fällen beweisen Wissenschaftler ihre eigene Sinnlosigkeit. Und so treibt die Genderforschung, die mittlerweile vielen deutschen Universität mit eigenem Lehrstuhl ausgestattet ist, Blüten um Blüten. Kritik kommt nun aus genderfernen Disziplinen. Der Wissenschaftsjournalist Harald Schulze-Eisentraut, der Kunsthistoriker Torsten Steiger und der Soziologe Alexander Ulfig loten das Thema „Quotenfalle“ und die Probleme zwischen „Gleichstellung und Gleichberechtigung“ vielseitig und differenziert aus. Ihr gemeinsames Credo ist, daß gewünschte moralische nicht eine konstitutive Gleichheit bedingen muß. Die „gesetzliche Realität“ reduziere die etwaige „Gleichstellungsbeauftragte zur Frauenbeauftragten“, die „Lebenswirklichkeit der Männer“ bleibe regelmäßig außen vor. Gleichzeitig könne man die Quotenpolitik als ein „Zeichen der Frauenverachtung“ sehen, denn wer Quoten einführe, attestiere Frauen weniger Befähigung und Durchsetzungskraft. Falsch sei es, Ungleichheit zu bekämpfen, indem man versucht, die biologisch und damit auch psychologisch gegebenen Unterschiede zu verneinen oder zu ignorieren. (mp)

Harald Schulze-Eisentraut, Torsten Steiger, Alexander Ulfig: Die Quotenfalle. Warum Genderpolitik in die Irre führt. Finanzbuch Verlag, München 2017, gebunden, 258 Seiten, 19,99 Euro





NVA. Daß der Offizier und Militärhistoriker Klaus Froh im Vorwort seiner umfassenden Geschichte der 1. mot. Schützendivision der NVA den „regulären“ Charakter der DDR-Armee, die damit ein „Teil der deutschen Militärgeschichte“ ist, explizit herauszustellen glaubt, verdeutlicht, daß in Deutschland im Zeitalter historischer Bilderstürmerei in dieser Disziplin eine vorurteilsfreie Analyse grundsätzlich unter Vorbehalt steht, solange Geschichte ohne das Prüfsiegel gegenwärtiger Gesinnungswächter auskommen muß. Wer sich also – abseits von Polit-Belehrungen über eine Armee mit „Klassenauftrag“ in einem sozialistischen Staatswesen – über den wahren militärischen Hintergrund dieser Division informieren will, ist mit Frohs ebenso detaillierter wie kenntnisreicher, bis in die Zeit der Kasernierten Volkspolizei vor 1956 zurückreichenden Darstellung bestens bedient. Dabei unterschlägt Froh die historische Rolle dieses mechanisierten Potsdamer Großverbandes insbesondere am 17. Juni 1953 oder während des Mauerbaus 1961 keineswegs. (bä)

Klaus Froh: Die 1. MSD der NVA. Zur Geschichte der 1. mot. Schützendivision 1956–1990. Helios Verlag, Aachen 2017, gebunden, 405 Seiten, Abbildungen, 28 Euro