© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/17 / 02. Juni 2017

Umwelt
Merkzettel für Effizienz
Dirk Glaser

Das zweite deutsche Wirtschaftswunder, das Konzernlobbyisten 2015 prophezeiten, bleibt aus. Allenfalls jeder zehnte der Willkommengeheißenen tauge für den deutschen Arbeitsmarkt. Dies ergab eine Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Das kostet die Steuerzahler Milliarden – Geld, das auch Angela Merkels Energiewende fehlt. Denn allein im Hochschulsektor beläuft sich der Sanierungsstau auf 10 bis 25 Milliarden Euro. Den Löwenanteil davon beanspruchen die energetische Gebäudesanierung und energieeffiziente Neubauten. Dafür sind kaum Mittel da, deshalb lautet die Parole: „Licht aus, Fenster zu“. Bald 20 akademische Einrichtungen schmücken sich schon mit einschlägigen EU-Zertifikaten. Das ist erst der Auftakt, schließlich lautet die Verpflichtung, bis 2050 „Klimaneutralität“ zu erreichen.

Tausend neue Zähler, um den Strom- und Gasverbrauch genau zu überwachen.

Baden-Württemberg hat jeder Universität ein Energiemanagementsystem oktroyiert, selbst für Kühlschränke in Teeküchen. Die Uni Freiburg übernimmt sogar ein Drittel des Kaufpreises für energieeffizientere Neuanschaffungen. Das Forschungszentrum Jülich investierte in tausend neue Zähler, um den Strom- und Gasverbrauch zu überwachen. Der technische Weg, so berichtet Alexandra Straush (Deutsche Universitäts-Zeitung, 4/17), sei aber nicht immer der richtige. Vielmehr solle sich „in den Köpfen“ ein Wandel vollziehen. Umweltpsychologen suchen daher nach Methoden, um den unsicheren Kantonisten Mensch zu konditionieren. Unter der Federführung der Uni Magdeburg beteiligen sich zehn Hochschulen am Projekt „Energieeffizienz und CO2-Einsparung“. Hier haben Psychologen eine Informationskampagne entwickelt, mit Workshops, Schautafeln und simplen Merkzetteln wie „Heizung runtergedreht?“ Bleibt zu hoffen, daß sich im Wettstreit um den Titel „Energiemustercampus“ noch Zeit findet für Forschung und Lehre.