© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/17 / 09. Juni 2017

Streit um „Einheitswippe“
Abgeordnete ohne Mut
Peter Möller

Augen zu und durch. Nach diesem Motto stimmte der Bundestag in der vergangenen Woche für die sogenannte Einheitswippe, mit der künftig in der Mitte Berlins an den Sturz des SED-Regimes und die Wiedervereinigung erinnert werden soll. Es war nicht das erste Votum für das ungeliebte Denkmal – was die Sache nicht besser macht. Im Gegenteil. Außer den Initiatoren und den Architekten gibt es kaum glühende Befürworter des Entwurfs, der zwar TÜV-geprüft und barrierefrei ist, aber den einschneidendsten Ereignissen der jüngeren deutschen Geschichte, denen die Wippe gewidmet ist, in keiner Weise gerecht wird.

Ein Denkmal, das an die Revolution in der DDR und die Wiedervereinigung erinnern soll, muß mehr leisten, als den Spieltrieb von Berlin-Touristen zu befriedigen. Es muß Emotionen wecken und versuchen, das ungeheure Glück der historischen Stunden von 1989/90 ebenso einzufangen wie den Mut derjenigen zu würdigen, die sich unerschrocken der SED-Diktatur entgegenstellten. Nichts davon leistet die Wippe.

Den Abgeordneten von CDU/CSU und SPD fehlte trotz aller Zweifel der Mut, den Vorgaben ihrer Fraktionsführungen zu widersprechen und die Wippe doch noch zu kippen. Nun bleibt zu hoffen, daß der Bundestag, der im Herbst neu gewählt wird, mutiger sein wird.