© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/17 / 09. Juni 2017

Aufgeschnappt
Namen-Dilemma
Gil Barkei

Nzinga, Asantewaa, Dibobe: Die 3.000 Bewohner der Petersallee, der Lüderitzstraße und am Nachtigallplatz müssen bald ihre Anschrift neu auswendig lernen. Denn im Afrikanischen Viertel in Berlin-Wedding sollen die Namen alter Kolonialherren von den Straßenschildern verschwinden. Eine Jury wählte die drei neuen Namensgeber im Auftrag des Bezirksparlaments aus 196 Vorschlägen der Bevölkerung aus. Nzinga von Matamba kämpfte als angolanische Königin gegen die Portugiesen. Yaa Asantewaa stellte sich im heutigen Ghana den Briten entgegen, und Martin Dibobe war der erste schwarze Zugführer der Berliner Hochbahn. Doch neuer Ärger bahnt sich bereits an. Denn auch Nzinga ist umstritten: Sie lieferte Tausende Sklaven an die Holländer. Gustav Nachtigal wiederum war gar kein brutaler Eroberer, sondern machte sich als Afrikaforscher einen Namen. Und die Petersallee, einst nach dem Begründer Deutsch-Ostafrikas, Carl Peters, benannt, wurde schon 1986 umgewidmet und erinnert offiziell an Hans Peters. Dieser war jedoch Widerstandskämpfer im Dritten Reich und half Juden. Damit ist die neue Namenswahl wieder offen. Eine Infoveranstaltung mit den Anwohnern soll nun alle Vorschläge nochmal zur Diskussion stellen.