© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/17 / 09. Juni 2017

GegenAufklärung
Kolumne
Karlheinz Weissmann

Reformationsjahr 2017, „Nun danket alle Gott“ im Kirchentagsliederbuch, Strophe 3: „Lob, Ehr und Preis sei Dir, / Du schenkst uns unser Leben, / hast uns erlöst vom Tod / die Geistkraft uns gegeben. / Dir der dreiein’gen Gott, / wie es im Anfang war / und ist und bleiben wird / so jetzt und immerdar.“ Ursprüngliche Version, vor Ausgießung des Geistes der Geschlechtergerechtigkeit: „Lob, Ehr und Preis sei Gott, / dem Vater und dem Sohne / und Gott dem Heil’gen Geist / im höchsten Himmelsthrone, / ihm, dem dreiein’gen Gott, / wie es im Anfang war / und ist und bleiben wird / so jetzt und immerdar.“

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Willkommenskultur: Die katholische Hilfsorganisation Caritas betreibt in Italien zahlreiche Aufnahmezentren für sogenannte Flüchtlinge. Unlängst wurde bekannt, daß man aufgrund der permanenten Bedrohung der Mitarbeiter – insbesondere der Geistlichen und Nonnen – einen Sicherheitsdienst beauftragen mußte, der die Einrichtungen schützt. Außerdem wurde die Empfehlung an die Freiwilligen ausgesprochen, grundsätzlich nur zu zweit aufzutreten, sich immer im Bereich der Überwachungskameras aufzuhalten und an einem Kurs in Selbstverteidigungstechniken teilzunehmen.

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Regelmäßig äußert jemand verstört, daß sich ausgerechnet die angelsächsischen Länder, bekannt für ihre liberale Tradition und ihre pragmatische Haltung, neuerdings dem Nationalismus und Protektionismus zuwenden. Man kann das natürlich auch als verblüffende Wirksamkeit britischer wie amerikanischer Kulturpropaganda werten, oder daran erinnern, daß „America First!“ und „Buy British!“ zum festen Überlieferungsbestand diesseits wie jenseits des Atlantiks gehören. Und zum gerühmten Fairplay unserer Vettern über See die Bemerkung, daß man früher einem jungen Gentleman die Empfehlung auf den Weg gab: Sollten Argumente nicht genügen, erinnere dich an die Boxstunde und die Wirksamkeit des Knockout.

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Der aus dem Senegal stammende Soziologe Tidiane N’Diaye hat mit einem Interview im französischen Fernsehen Aufsehen erregt, als er aus Anlaß des Anti-Sklaverei-Tages erklärte, daß die Fixierung auf die von Weißen verantwortete Sklaverei und den sogenannten Dreieckshandel die Tatsache verschleiere, daß das größte, älteste und beständigste System der Sklavenhaltung arabisch-muslimischen Ursprungs sei. Erst die europäischen Kolonialherren hätten der Jagd auf die Schwarzafrikaner ein Ende bereitet und das Übel ausgerottet. Aber nicht gründlich genug, so daß es nach der Entkolonialisierung Afrikas wiedergekehrt sei und sich seitdem immer stärker und ungehindert ausbreite. Und das keineswegs nur, weil der Islamische Staat oder ähnliche Milizen regelrechte Razzien durchführten und vor allem Christen versklavten. Vielmehr liege eine wesentliche Ursache in der Kollaboration westlicher Staatsführungen mit den verschiedenen arabischen Regimen, die man sich aus wirtschaftlichen oder militärischen Erwägungen gewogen halten wolle.

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Daß die Wahlmanipulationen in Nordrhein-Westfalen zu Lasten der AfD gingen, kann niemanden überraschen. Irgendeine großartige Verschwörung zu vermuten, ist überflüssig. Da genügt der Hinweis auf den alltäglichen Antifaschismus und die Erwägung, was die permanente Aufforderung, ein „neues ’33“ zu verhindern, in den Köpfen und Herzen schlichter Gemüter anrichtet.

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Emmanuel Macron, französischer Staatspräsident, hat keine Kinder, Angela Merkel, Bundeskanzlerin, hat keine Kinder, Theresa May, Premierministerin Großbritanniens, hat keine Kinder, Paolo Gentiloni, Ministerpräsident Italiens, hat keine Kinder, Mark Rutte, Ministerpräsident der Niederlande, hat keine Kinder, Stefan Löfven, Ministerpräsident Schwedens, hat keine Kinder, Xavier Bettel, Premierminister Luxemburgs, hat keine Kinder, Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission, hat keine Kinder (Quelle: Catholic World News).

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A propos gender: Moran Gershoni und Shmuel Pietrokovski, zwei Wissenschaftler des Instituts für Molekulargenetik des Weizmann-Instituts, Tel Aviv, haben 1.559 genetische Unterschiede zwischen Mann und Frau identifiziert. Sie betreffen nicht allein die Anatomie der Sexualorgane, sondern auch die Beschaffenheit der Haut, Größe und Funktion von Gehirn oder Herz.

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Bildungsbericht in loser Folge CVI: „Den Studienanfängern fehlen Mathematikkenntnisse aus dem Mittelstufenstoff, sogar schon Bruchrechnung (!), Potenz- und Wurzelrechnung, binomische Formeln, Logarithmen,

Termumformungen, Elementargeometrie und Trigonometrie. Diese Defizite sind längst kaum mehr aufholbar – weder in Vorkursen noch in Brückenkursen. In der Studieneingangsphase finden inzwischen fast überall mathematische Alphabetisierungsprogramme statt …“ (Aus einem Brandbrief von 260 Professoren und Lehrern der Mathematik)