© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/17 / 09. Juni 2017

DVD: Suburra
Italienische Abgründe
Werner Olles

Rom im November 2011. Italien steht vor dem Staatsbankrott, die Regierung vor dem Zerfall, der Papst bereitet seinen Rücktritt vor. Währenddessen plant eine Gruppe Parlamentarier unter Federführung des Abgeordneten Filippo Malgradi (Pierfrancesco Favino), an der Hafenmeile von Ostia ein Vergnügungszentrum mit Spielcasinos, Bars, Restaurants, Hotels und Geschäften zu bauen. Mit von der Partie ist der neofaschistische Ex-Terrorist „Samurai“ (Claudio Amendola), der es zum mächtigen „Paten“ Roms gebracht hat und exzellente Beziehungen zur Vatikan-Bank unterhält.

Nach einer anstrengenden Sitzung vergnügt Malgradi sich mit zwei Prostituierten und einer Prise Crack in einem Hotel. Dabei stirbt die minderjährige Jelena an einer Überdosis. Zudem  droht das Riesengeschäft mit „Klein-Las Vegas“ in Ostia an einer blutigen Fehde zwischen dem Zigeuner-Clan von Manfredi Anacleti (Adamo Dionisi) und der „Familie“ von Aureliano „Numero 8“ (Alessandro Borghi), die auch ihr Stück vom Kuchen abhaben wollen, zu scheitern. Selbst dem „Samurai“ gelingt es nicht, die rachedurstigen Kontrahenten zu beruhigen. Derweil rücken der Sturz der Regierung und damit auch der Machtverlust sowie die drohende Aufhebung der Immunität Malgradis unaufhaltsam näher …

Stefano Sollimas packender Thriller „Suburra“ (2016) nach dem Roman „Suburra – Schwarzes Herz von Rom“ der beiden Autoren Carlo Bonini, einem Journalisten, und Giancarlo De Cataldo, einem Richter, gewährt einen düsteren Blick in die Abgründe italienischer Politik. Es geht um Korruption, Machtmißbrauch, Gewalt, Drogen, Sex, Fememorde im Geflecht von Politikern, Mafiosi, Drogenbanden, Zuhältern, der Vatikan-Bank. Anknüpfend an die Mafia-Thriller der 1970er Jahre wie Francesco Rosis „Hände über der Stadt“ erzählt Sollima nicht nur die Geschichte des römischen Stadtteils „Suburra“, der schon in der Antike als Rotlichtviertel berüchtigt war, sondern beleuchtet auf eindringliche Weise jenes undurchdringliche Dickicht einer verlogenen Gesellschaft.

Zwar ist das Ende leider vorhersehbar und auch nicht ganz glaubwürdig, aber die atmosphärisch dichte Untergangsstimmung machen „Suburra“ zu einem Thriller der Sonderklasse. 

DVD/Blu-ray: Suburra. KochMedia 2017, Laufzeit etwa 125 Minuten