© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/17 / 09. Juni 2017

Leserbriefe

Zu: „Der Balken im eigenen Auge“ von Dieter Stein, JF 23/17

Gefahr geht vom Atheismus aus

Mir war bislang unbekannt, daß „antichristliche Gruppierungen“ auf dem Kirchentag für „atheistische Inhalte“ werben können. Als praktizierendem Katholiken macht mir nicht der Islam, sondern der zunehmende Atheismus in diesem Land Sorge! In meinem Alltag komme ich mit gläubigen Moslems zusammen, bei denen Allah und Gott relativ identisch sind, aber auch mit links-grünen Atheisten – keine Frage, wer mir nähersteht! Auf dem Evangelischen Kirchentag hat Anette Schultner die Position der „Christen in der AfD“ zwar überzeugend vertreten, doch Atheisten sind leider, wie überall, auch in der AfD auf dem Vormarsch. Die oft gnadenlose Abrechnung und Zurückweisung des Islam durch Teile der AfD hat auch religionskritische, atheistische Hintergründe. So spüre ich bei Pegida einen nationalen und keineswegs christlichen Geist; die könnten sich auch umbenennen in „Ostdeutsche Atheisten gegen alles Religiöse“. Will die AfD als konservative Partei punkten, muß sie auch gläubigen Menschen (aller Weltreligionen) ein Partner sein.

Gottfried Schwank, Oberegg 






Zu: „Terror, Terror, Terror“ von Mathias Pellack, JF 23/17

Beängstigende Effizienz

Mit einem Aufwand von circa vierzig Selbstmördern wurden nach dieser Übersicht 3.760 Menschen ermordet und knapp 4.000 teils schwer verletzt. Diese Erfolgsquote ist beeindruckend, oder besser: beängstigend.

Dr. Hartmut Heinlein, Eschershausen






Zu: „Störmanöver auf See“ von Verena Rosenkranz, JF 22/17

Justitiables Schwarmverhalten

Die nüchterne Darstellung des relativ öffentlichen Netzwerks zur ungesetzlichen Zuwanderung übers Mittelmeer dürfte jedermann erschüttern, der noch bei Verstand ist. Vor allem die Zusammenarbeit selbsternannter Hilfsorganisation mit Schlepperbanden müßte nicht nur die italienische, sondern längst auch die deutsche Justiz befassen. Schleuserei bildet immerhin eine Straftat. Damit erfüllen die Umtriebe der angeblichen Nothelfer den Tatbestand des Menschenhandels.

Aber wenn es um Teilnahme am Willkommenswahn geht, haben Recht und Gesetze offenbar ihre Gültigkeit verloren. Vereint in ihrem blinden Wohltätigkeitskoller wollen die Migrationsaktivisten auf dem Mittelmeer nicht sehen, daß sich mehr und mehr Auswanderer genau deshalb erst in Seenot begeben und folglich auch immer mehr ertrinken. Dazu kommen wohlmeinende, aber einfältige Spender, die den ganzen Irrsinn mit ihren Millionen ermöglichen. Für Sozialpsychologen wäre dieser Auswuchs von fehlgeleitetem Schwarmverhalten sicherlich ein lohnender Gegenstand der Forschung.

Volker Wittmann, Philippsburg






Zu: „Eine Armee in der Krise“ von Dieter Stein, JF 22/17

Jahrelang kaputtgespart

Ja, die Bundeswehr hat ein Problem, und das heißt Ursula von der Leyen! Jahrelang wurde die Bundeswehr kaputtgespart. Die Amtsführung der jetzigen Verteidigungsministerin schwächt sie noch zusätzlich. Ihre bisherigen Maßnahmen zielen eher auf eine „Bundeswehr light“ oder gendergerechte Truppe hin. Es ist zu befürchten, daß die Bundeswehr ihrem Schutz- und Verteidigungsauftrag bald nicht mehr nachkommen kann. 

Wenn gerichtliche Untersuchungen zu den Vorfällen in der Staufer-Kaserne in Pfullendorf ergeben haben, daß kein Ermittlungsverfahren einzuleiten sei, desgleichen umfangreiche sorgfältige interne Ermittlungen zu den Ausbildungsmethoden ebenfalls keine strafbaren Handlungen feststellen konnten und dennoch vom Bundesverteidigungsministerium am Verdacht der „Schikane und sexuellen Übergriffe“ festgehalten wird, ist das unredlich. Die Bundeswehr unter Generalverdacht zu stellen und ein Klima der pauschalen Verdächtigungen zu schaffen, zeugt nicht von Führungsqualität und ist unverantwortlich. Es widerspricht auch dem ihr als Dienstherrin und Oberbefehlshaberin obliegenden Verantwortung und „Fürsorgepflicht“ gegenüber ihren Untergebenen. 

Die „Säuberungsaktionen“ innerhalb der Bundeswehr sind reiner Aktionismus. Der Traditionserlaß von 1982 ist nach wie vor angemessen und sollte weiterhin gültig bleiben. Wählt diese Heuchler am 24. September ab!

Barbara Kanwischer, Braunschweig






Zum Schwerpunktthema: „Kopfloser Bildersturm“, JF 21/17

Oberst Stauffenberg entfernen

Einen Feldmarschall Rommel aus dem Gedächtnis der Truppe tilgen zu wollen, ist kaum faßbar. Diesem herausragenden Truppenführer wurde selbst von den Kriegsgegnern wie Montgomery oder General Patton großer Respekt gezollt. Was auch der einfache Landser in diesem Krieg geleistet und an Opferbereitschaft gezeigt hat, entzieht sich offenkundig der Vorstellungskraft von Frau von der Leyen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie 1945 die Flüchtlinge, die bei uns untergebracht waren, mit großer Bewunderung von den Soldaten gesprochen haben. Diese hatten sich der anstürmenden Roten Armee mit letzter Einsatzkraft entgegengestellt, um der Bevölkerung genügend Zeit für die Flucht zu verschaffen. 

Nachdem selbst ein Bild von Helmut Schmidt in Uniform entfernt wurde, ist nicht mehr auszuschließen, daß auch Bilder von Oberst Graf Stauffenberg entfernt werden, denn auch dieser ist meistens in Uniform dargestellt. Das schändlichste Beispiel der Säuberungsaktion ist wohl die Entfernung der Rotkreuzflagge aus den letzten Tagen in Berlin. Diese sollte Symbol und Erinnerung sein für den Einsatz, der auch von Sanitätern gefordert werden muß, um anderen Menschen zu helfen.

Dr. Edgar Umlauf, Garching 




In keinem anderen Land der Welt

Als sich am 18. Juli 1953 in der Niedersachsenhalle in Hannover 15.000 Angehörige aller Wehrmachtsteile einschließlich der Waffen-SS trafen, um ihren Anspruch auf Anerkennung ihrer Leistung und Wahrung ihrer Ehre zu formulieren, bekannten sich hochrangige Politiker aller damaligen demokratischen Parteien zu unverbrüchlicher Solidarität mit den ehemaligen Frontkämpfern. Zu den Rednern gehörten Bundestagspräsident Hermann Ehlers (CDU), der Parteivorsitzende der FDP und Vizekanzler Franz Blücher sowie der stellvertretende SPD-Vorsitzende Wilhelm Mellies, der erklärte, „daß gerade der demokratische Staat die hohen Werte echten Soldatentums nicht entbehren“ könne. 

Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr (1976–1978), General Harald Wust, stellte fest: „Zu unserer Geschichte gehört aber auch die Wehrmacht des Dritten Reiches, und ich kann soldatische Leistungen, die in dieser Zeit vollbracht worden sind, nicht identifizieren mit einem System, das diese soldatischen Leistungen mißbraucht hat. Ich bin durchaus der Meinung, daß auch aus jener Zeit Traditionsbezüge herzustellen sind. Sie werden auch hergestellt.“ 

Etwa vierzig Armee- und Heeresgruppenführer hat Hitler im Laufe des Zweiten Weltkriegs abgesetzt, weil sie ihren Gehorsam nicht mehr verantworten konnten und wollten oder Hitler ihre Eigenmächtigkeiten und Widersprüche nicht ertragen wollte. Wir ehemaligen Soldaten der deutschen Wehrmacht, von denen es ja nicht mehr allzu viele gibt, sind heute dankbar für die positiven Beurteilungen durch Soldaten und Historiker unserer ehemaligen Gegner – eine Genugtuung gegenüber der Mißachtung im eigenen Land. Von Hunderten von Äußerungen dieser Art seien folgend einige erwähnt: So sagte der US-amerikanische General und Geheimdienstler Vernon Walters, 1989 Botschafter der USA in Bonn, über die Wehrmacht: „Vor den deutschen Soldaten ziehe ich den Hut. Ich habe bei Anzio und in der Normandie gegen euch gekämpft und kann nur sagen: Eure Soldaten waren erstklassig. Ihr habt in der Wehrmacht eine Armee gehabt, die die Welt bewunderte.“ General Eisenhower, erster US-Nachkriegspräsident, entschuldigte sich später und erklärte: „Der deutsche Soldat hat für seine Heimat tapfer und anständig gekämpft.“ Der britische Jurist Reginald T. Paget meinte, daß wo immer sie auf die deutsche Wehrmacht stießen, sie „immer einen anständigen Gegner“ fanden. Der deutsche Soldat habe „unter Verhältnissen von unvorstellbarer Grausamkeit seiner Gegner ein großes Maß an Zurückhaltung und Disziplin an den Tag gelegt.“ Bemerkenswert erscheint auch Pagets Fazit: „Wenn Europa überhaupt zu verteidigen sein soll, so müssen diese anständigen Soldaten unsere Kameraden werden.“ Und der britische Diplomat John Colville, der vier Jahre lang Churchills Privatsekretär war, bekannte in seinen Tagebuchaufzeichnungen aus der Kriegszeit, „daß die deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg, wie schon im ersten, die besten der Welt waren.“

Diese beispielhaften Aussagen stammen von Männern, die den Krieg und die deutsche Wehrmacht erlebt hatten. Unsere Politiker, die die Zeit nicht erlebt haben, verachten die deutschen Soldaten, von denen sehr viele nicht einmal das 20. Lebensjahr erreichten. Auf Friedhöfen wird ihrer nicht gedacht, wohl aber der „Befreier“. Das gibt es in keinem anderen Land der Welt.

Gottfried Dyrssen, Aumühle




Tradition erfolgreich gekappt

Die Ministerin hat völlig recht: Die Bundeswehr steht in keinem Traditionszusammenhang mit der Wehrmacht! Diese wurde ja international von allen Fachleuten zur besten Armee des Zweiten Weltkriegs erklärt hinsichtlich ihrer militärischen und soldatischen Tugenden. Und für die deutschen Soldaten des Ersten Weltkrieges treffen diese nicht minder zu: Tapferkeit, Mut, Disziplin, selbständiges Handeln, Kameradschaftlichkeit. Wäre es also nicht einfacher, die Bundeswehr gleich in eine Wach- und Schließgesellschaft zu transformieren – und mit einem regenbogenfarbigen Kittel als Uniformalternative? Der Bundeswehr fehlt die Legitimation, die Würde, sich in eine Traditionslinie mit der Wehrmacht zu stellen. Das aber haben nicht die Soldaten der Bundeswehr zu verantworten, sondern die Politiker, die sie zugrunde richten.

Dr. Christian Caccia, Bonn






Zu: „Merkels Wiedergeburt“ von Dieter Stein, JF 21/17

Wider den Unionsfrieden

Nach den Landtagswahl-Siegen der CDU heißt es, sie seien einem dem Schulz-Effekt zuwiderlaufenden „Merkel-Effekt“ zuzuschreiben. Dabei wäre eher an die Merkel-Kritiker in der Union zu denken: Die Gründung des „Freiheitlich-konservativen Aufbruchs in der CDU/CSU“ dürfte zahlreiche nationalkonservative Wähler, die zur AfD und den Nichtwählern abgedriftet wären, als nunmehr wieder Hoffnungschöpfende für die Union zurückgewonnen haben. Die große Frage der Merkel-Kritiker lautet nun: Wie kann man sie loswerden?

Hans-Gert Kessler, München






Zu: „Übung macht den Meister“ von Werner Harasym, JF 21/17

Staatlich geförderter Verfall

Es ist ungemein verdienstvoll, daß die JF Werner Harasym breiten Raum gibt für seine kompetenten Ausführungen über den neuesten Stand des allgemeinen Niedergangs der Rechtschreibfähigkeiten. Hierzu seien einige Ergänzungen erlaubt: 

Jedem, über dessen Schreibtisch geschäftliche und juristische Briefe gehen, fällt auf, daß man heutzutage kaum ein selbst nur kurzes Schriftstück in die Hand bekommt, das nicht von sprachlichen Fehlern mehr oder weniger grob verunstaltet ist: durch orthographische Mängel, grammatische Fehler und inkonsequente Zeichensetzung. Häufig sind solche Mängel einer eindeutigen Aussage und schnellen Sinnerfassung abträglich. Diese krasse Zunahme von schlechtem Deutsch ist vor allem eine Folge der staatlich geförderten Verachtung von Form und klarem Ausdruck, wie aktuell beim „Schreiben nach Gehör“. Nichts hat wohl mehr zum Niedergang des Kulturgutes einer formalrichtigen, einheitlichen und leserfreundlichen Orthographie beigetragen als die sogenannte Rechtschreibreform ab 1996. Diese vorgeblich neue Orthographie wimmelt von mehrdeutigen, leserfeindlichen und archaischen Schreibungen. Durch die neuen Regeln, so der Germanist Werner H. Veith bereits 1997, „werden semantische und syntaktische Differenzierungen, ja ganze semantische Felder beseitigt“. 

Mit Recht betont Herr Harasym die Bedeutung des Übens für die Erlangung der Sprach- und Schreibkompetenz. Doch leider hat sich selbst bei der AfD, die sich ja selbst als Alternative zum schlecht Bestehenden versteht, bislang nicht durchgängig die klassisch-leserfreundliche und erlernbare (!) Schreibung erhalten beziehungsweise wieder durchgesetzt. Dabei weist die „reformierte“ Schreibweise nicht nur grundsätzliche Mängel auf, sondern ist sowohl rot wie braun kontaminiert: Sie ist nicht nur ein vom 68er-Geist inspiriertes kulturvandalistisches Projekt, das die leserfreundlich-klassische Schreibung als „ewig-gestrig“ und als „Rohrstockersatz“ desavouierte (vgl. Theodor Ickler: „Falsch ist richtig“, München 2006, Seite 7). 

Auch für die Nationalsozialisten war die klassische Orthographie ein Ausdruck von „bourgeoisem Dünkel“ (vgl. Hanno Birken-Bertsch, Reinhard Markner: „Rechtschreibreform und Nationalsozialismus“, Göttingen 2000, Seite 73). Nur weil die vom „Führer“ gewünschte „beschleunigte Inangriffnahme der Vereinfachung der Rechtschreibung“ aus ökonomischen Erwägungen auf die Zeit nach dem „Endsieg“ zurückgestellt wurde, wurden die Pläne nicht umgesetzt. Dabei gehörte die aktuelle Schreibung des s-Lautes (zum Beispiel: Esssaal statt Eßsaal) spätestens 1941 zu den Reformdesideraten der NS-Reformer (vgl. Ickler, a.a.O., Seite 54). Um so erfreulicher ist es, daß die JF in vorbildlicher Weise ebenfalls die leserfreundliche Schreibung pflegt.

Otto Frhr. Hiller v. Gaetringen, Bitburg