© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/17 / 16. Juni 2017

Zeitschriftenkritik: Wissen Geschichte
Von Stonehenge zur Hanse
Werner Olles

In der Nähe von Salisbury im Süden Englands liegt das berühmteste vorgeschichtliche Monument Europas: Stonehenge. Die Anlage ist so alt wie die Pyramiden, doch ihre wahre Herkunft und Bestimmung ist immer noch geheimnisvoll. Zwei britische Historiker vermuten, Stonehenge sei ein prähistorischer Wallfahrtsort gewesen und die Steine habe man wegen ihrer magischen Eigenschaften von Wales herangeschafft. Studenten der Londoner Hochschule für Kunst und Design stellten wiederum fest, daß die Blausteine akustische Eigenschaften aufweisen, und es sich also um Litophone handelte. Neben diesen phantasievollen Deutungsversuchen präsentiert die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift Wissen Geschichte (Untertitel: Reise in die Vergangenheit) in ihrer aktuellen Ausgabe (3/2017) jedoch auch ernsthafte Überlegungen zum Geheimnis von Stonehenge. Zunächst als Verteidigungsanlage erbaut, habe der Steinkreis später als Friedhof gedient. Um das Jahr 2500 vor unserer Zeitrechnung sei Stonehenge bereits ein beachtliches Monument gewesen, doch gingen die Umbauten noch weiter. Wissenschaftliche Forschungen und Radiokarbondatierungen ergaben, daß Stonehenge um Jahrtausende älter ist als vermutet. Als Monument der Jungsteinzeit, dessen astronomische Ausrichtung die Sommer- und Wintersonnenwende anzeigte, den Zyklus der Jahreszeiten, die besten Termine für Aussaat und Ernte und die Zeit für religiöse und rituelle Feierlichkeiten, war es wohl eine Art riesiger Kalender. Doch auch die Theorie, der Steinkreis sei ein neolithischer Astrocomputer gewesen, mit dessen Hilfe Sonnen- und Mondfinsternisse vorausgesagt werden konnten, hat ihre Anhänger.

Ein weiterer Beitrag befaßt sich mit den deutschen Hansestädten an der Ostsee: Kiel, Lübeck, Wismar, Stralsund, Rostock, Anklam und Greifswald. Ihre Wurzeln hat die Hanse im 12. Jahrhundert. Im Althochdeutschen bedeutet der Begriff soviel wie „Gruppe“ oder „Schar“ und bezieht sich auf Kaufleute, die ihre Interessen gemeinschaftlich als „Hanse“ vertraten. Die Zeit von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis Ende des 14. Jahrhunderts gilt als ihre Blütezeit. Die wichtigsten Händler waren zugleich Ratsherren, doch konnten sie ihre führende Stellung nur ausnutzen, wenn sie zugleich dem Allgemeinwohl dienten. Daher organisierten sie auf eigene Rechnung die Versorgung der Armen und Kranken, finanzierten Spitäler und stifteten Klöster und Kirchen. Der Niedergang der Hanse zog sich über 250 Jahre hin. Das Erstarken der Nationalstaaten und der Atlantikhandel mit Amerika, an dem nur Hamburg und Bremen partizipierten, ließen die Bedeutung der Hanse sinken. Der Staat sicherte nun die Handelswege, die Städte hatten ihre Bedeutung verloren. Unzureichende innere Reformen schwächten den Bund zusätzlich, der schließlich 1669 den letzten Hansetag abhielt.

Weitere Beiträge beschäftigen sich mit Kaiserin Maria Theresia, dem antiken Athen, dem Leben Napoleons und Jerusalem, der heiligsten und meist-umkämpften Stadt der Erde.

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