© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/17 / 16. Juni 2017

Ministerieller Goldstaub
Doppeleinhorn: Eine mit 60.000 Euro staatlich geförderte Initiative will Andersdenkende ausgrenzen
Felix Krautkrämer

Das Doppeleinhorn hat Tränen in den Augen. „Wenn Du Dich nicht um die Demokratie kümmerst, verlasse ich Dich“, droht es. Denn das Doppeleinhorn hat eine Mission. Es möchte in den „sozialen Medien und im öffentlichen Raum für Demokratie und Meinungsfreiheit werben und gleichzeitig ein Zeichen gegen Haß und Hetze setzen“, heißt es auf seiner Internetseite.

Ins Leben gerufen hat es Ende Mai der Verein „MedienNetzwerk SaarLorLux“. 60.000 Euro steuerte das Bundesfamilienministerium laut Saarländischem Rundfunk über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ für das Doppeleinhorn bei. So konnte das fabelhafte Fabelwesen seine „wagemutige Reise“ durch die sozialen Netzwerke „voller Abenteuer und Gefahren“ starten.

Auf Twitter hat es inzwischen 181 Follower gesammelt. Kindgerecht hat es die Parole „Haß ist keine Meinung“ der „No Hate Speech“-Kampagne neu verpackt. „Es heißt Grundrecht auf Meinungsfreiheit und nicht Grundrecht auf Scheißelabern“, belehrt das doppelhörnige Grundgesetzexpertchen. Schließlich sei es wichtig, schon den ganz jungen Mitmenschen die Werte der Demokratie zu vermitteln. Deswegen erklärt das Doppeleinhorn seinen Followern auch, daß es der jüngste Anschlag in Kabul auf einen „Ort der Demokratie“ sehr traurig gemacht habe. Kurz darauf ist es aber wieder froh und freut sich mit Augenherz-Smiley über die „fabelhafte Unterstützung“ aus dem Netz.

Man kann sich glücklich schätzen, in einer Welt leben zu dürfen, in der Ministerien Doppeleinhörner mit Goldstaub im Wert von 60.000 Euro überschütten. Der Dank gilt dabei vor allem der früheren Schloßherrin Manuela Schwesig (SPD). Ihr sei für die Unterstützung auf ewig der Ehren-Einhornname „Tränen-Himmel“ verliehen.