© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/17 / 30. Juni 2017

Seit 50 Jahren gibt es Geldautomaten – aber wie lange noch?
In der Interventionsspirale
Philipp Bagus

Der Geldautomat feiert sein 50jähriges Jubiläum. Die ersten „robot cashiers“ setzte Barclays in England ein, in Deutschland war die Kreissparkasse Tübingen 1968 der Pionier. Die erste heutige Magnetkarte mit Geheimzahl bot zehn Jahre später die Kreissparkasse Köln an. Doch die Tage der Geldautomaten scheinen gezählt. Denn als die Staaten den Banken das Privileg gewährten, mit einer Teildeckung zu operieren, ermöglichten sie so nicht nur wiederkehrende Konjunkturzyklen, sondern auch eine dauerhafte Illiquidität des Bankensystems.

Verlangten in einer Rezession die Bankkunden ihre Einlagen in bar – und das waren anfangs Gold- oder Silbermünzen – zurück, so kam es zu Bankpleiten. Durch die Gründung einer Zentralbank sollte der Zusammenbruch des Banksystems verhindert werden. Der nächste Schritt in der Logik des Geldinterventionismus war die Zentralisierung der Goldreserven in nationalen Zentralbanken. Die Rezessionszyklen gingen indes weiter und wurden stärker, denn durch die Zentralbankhilfe konnten die Banken noch aggressiver Kredite vergeben und ihre Liquiditätsreserven abbauen. 

Doch die Zentralbanken konnten nicht unbegrenzt helfen. Für eine umfangreichere Unterstützung mußte die Goldbindung weichen. Nur im ungedeckten Papiergeldsystem können Zentralbanken unbegrenzt Liquidität schaffen. Sich darauf verlassend, konnten die Banken ihre Reserven und Eigenkapitalquoten weiter senken. Die Zyklen setzten sich fort und die Interventionsspirale drehte sich weiter. In Krisen senkten die Notenbanker die Zinsen aggressiv, um die Banken zu retten, im Boom hoben sie die Zinsen aber nur zaghaft an, um die Erholung nicht zu gefährden. Nach jedem Zyklus starten die Zinsen von einem tieferen Niveau.

In der Finanz- und Eurokrise stießen die Zinsen an die Nullgrenze. Doch senken Banken die Einlagenzinsen weit unter Null, könnten die Kunden massiv Einlagen abziehen. Es könnte zu Bankruns kommen. Nach der gängigen Theorie muß aber in einer Krise die Nachfrage durch Zinssenkungen stimuliert werden. Was tun? Der nächste Schritt in der Interventionsspirale ist die Bargeldabschaffung – das Geld bleibt immer im Bankensystem. Die Kunden können es nicht mehr abziehen und die Zentralbanken die Zinsen so tief senken, wie sie es wünschen. Das hilft auch bei der Rettung überschuldeter Regierungen. Aus Sicht der Etatisten hat die Bargeldabschaffung noch weitere Vorteile. Sie bedeutete nicht nur eine versteckte Steuererhöhung, sie ermöglicht auch eine umfassende Überwachung der Bürger und erleichtert Kapitalverkehrskontrollen oder ganze Währungsreformen. Hoffen wir auf einen radikalen Ausbruch aus der Eingriffsspirale und daß der Bargeldautomat noch lange erhalten bleibt. Gerne auch mit Goldmünzen.






Prof. Dr. Philipp Bagus lehrt VWL an der Universität Rey Juan Carlos in Madrid.