© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/17 / 07. Juli 2017

CDU und CSU stellen gemeinsames Wahlprogramm vor
Heile, heile, Gänschen
Christian Vollradt

Wäre die CDU-Parteizentrale ein Fachwerkhaus, man hätte sich um die Biegsamkeit der Balken sorgen müssen. So sehr beschworen Angela Merkel und Horst Seehofer bei der Vorstellung ihres „Regierungsprogramm“ genannten Wahlkampf-Allerleis die Einheit der Union: „Nicht den Hauch einer Differenz“ habe es gegeben, „blind vertraut“ hätten sie sich, sagte der CSU-Chef. Auf 2.933 Zeilen ein einziges „Weiter so“. Jedenfalls im Prinzip. Immerhin: Aus der Situation von 2015 haben „alle Beteiligten gelernt“, die Zahl der Asylbewerber soll „dauerhaft niedrig“ bleiben. Die Obergrenze – der Kanzlerin ein Graus – hebt sich Seehofer für seinen „Bayernplan“ auf. Der natürlich nicht Anti-Merkel sei, sondern nur „in unserer Sprache“. Zu deutsch: um bayerischen Stammwählern das Weißblaue vom Himmel zu versprechen.

Genuin Konservatives findet sich im Unionsprogramm weniger als die sprichwörtlichen Spuren von Nüssen in Kinderschokolade. Anstößig auf Linke wirkt höchstens noch das Baukindergeld. Denn davon profitiert klassischer Mittelstand, kaum Migranten oder Geringverdiener. 

Das Schöne am Wahlprogramm-Schreiben, schwärmte Merkel, sei, daß man auch mal „ein bißchen träumen“ könne. Von Steuersenkungen, mehr Sicherheit und Fachkräfte-Zuwanderung zum Beispiel. Der Wähler sollte allerdings schon vor dem 24. September aufwachen.