© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/17 / 07. Juli 2017

Zeitschriftenkritik: Vatican-Magazin
Der Fürstbischof und die Hexen
Werner Olles

Seine Titelgeschichte widmet die aktuelle Ausgabe (Juni/Juli) der zehnmal jährlich erscheinenden Zeitschrift Vatican-Magazin (Untertitel: Schönheit und Drama der Weltkirche) anläßlich seines 400. Todestages dem Würzburger Fürstbischof Julius Echter. Im Dezember 1573 wurde er mit 28 Jahren zum Bischof von Würzburg gewählt und damit automatisch zum weltlichen Herrscher des Hochstifts gleichen Namens. Weite Teile des Bistums waren protestantisch geworden, hinzu kamen zerrüttete Staatsfinanzen. Am Ende seiner Regierungszeit quoll der Staatsschatz über, ohne daß das Land darunter gelitten hatte, und Echter hielt Hof in einer der stattlichsten Residenzen der deutschen Renaissance. Von modernen Historikern wird er daher auch als Finanz- und Verwaltungsgenie bezeichnet, der den Kirchenbau vorantrieb und viele Pfarrhäuser, Schulen und Wirtschaftsgebäude errichten ließ. Neben seine Obsession für die Bildung trat der Einsatz für die Armen und Kranken. Er bestimmte das Julius-Hospital für Alte, Kranke, Waisen und Pilger zu seiner Stadtresidenz, wo er mitten unter ihnen wohnte.

Echters angebliche Rolle als „Hexenjäger“ wurde nun von dem Historiker Robert Meier gründlich widerlegt. Er wies nach, daß die Verfahren wegen Hexerei nicht vor Würzburger Gerichten stattfanden, sondern in benachbarten, überwiegend protestantischen Territorien. Besonders Lyndal Roper, Inhaberin des Lehrstuhls für Geschichte in Oxford, schmiedete die Historie zu einem Schauerroman um, wobei sie unerwähnt ließ, daß die Hexenprozesse der späten Echter-Jahre vor weltlichen Gerichten stattfanden. So verfälschte eine ideologisch motivierte „Geschichtsschreibung“ die Wahrheit. Seine Studien zum Thema „Echter und die Hexen“ schickte Meier nach Oxford, doch eine Stellungnahme läßt bis heute auf sich warten.

Ein weiterer Beitrag befaßt sich mit „Amerikas Präsidenten beim Papst“, die mit dem Zeremoniell oft auf Kriegsfuß standen. So durchschritt Woodrow Wilson die päpstlichen Gemächer, ohne seinen Mantel abzulegen. Lyndon B. Johnsons Hubschrauber kreiste 15 Minuten über der Vatikanstadt, bis der Pilot den Landeplatz in den Vatikanischen Gärten fand, während Nixons Helikopter direkt beim Obelisken „parkte“. Clinton salutierte bei seinem Staatsbesuch vor einem Fahrstuhlführer, den er wegen dessen prächtiger Uniform für einen hohen Würdenträger gehalten hatte. Allein der kürzlich erfolgte Besuch von Trump verlief zum großen Ärger der notorischen Trump-Kritiker in den deutschen Medien mit großer Würde.

Ein weiterer Beitrag beschäftigt sich mit der Lebensgeschichte des Erzbischofs von Conakry in Guinea, Raymond-Maria Tchidimbo, der fast neun Jahre in einem Todeslager verbrachte und schwer mißhandelt wurde. Stephan Baier schreibt über die Bedeutung des Christentums für Europa, Christoph Münch über den Etikettenschwindel modernistischer „Verkünder des Glaubens“ und Stefan Meetschen über den Dichter Franz Werfel, der als Jude vom Katholischen fasziniert war.

Kontakt: Fe-Medienverlag, Hauptstr. 22, 88353 Kisslegg. Das Einzelheft kostet 6 Euro ein Jahresabo 60 Euro. 

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