© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/17 / 07. Juli 2017

CD-Kritik: Catherine Gordeladze
Zwei halbe Alben
Jens Knorr

Am Anfang war der Tanz und nicht das Wort, sagt Rudolf Laban. Töne, die bewegen, bewegen die Körper. Unter dem Titel „Dance Fantasies“ hat die georgisch-deutsche Pianistin Catherine Gordeladze Stücke eingespielt, die als Tänze komponiert wurden oder auf Tanzformen zurückgehen: Sarabande, Gavotte, provenzalischer Tambourin und „wilden“ Indianertanz, Menuett, Tango, Walzer. Ihre Auswahl schlägt einen Spannungsbogen vom 18. zum frühen 20. Jahrhundert, von Rameau bis Ravel, und überschlägt einen Zeit-Raum, da der Tanz der Tasten den Tanz der Körper aus Salons und fensterlosen Häusern hinausdrängte.

Gordeladze spielt Schubert in der Bearbeitung Carl Czernys, Rameau und Albéniz in den Bearbeitungen Leopold Godowskys, Bizet und Kreisler in Bearbeitungen Rachmaninows, Ferenc von Vecseys „Valse triste“ in der Klavierbearbeitung György Cziffras. Und sie spielt all diese Klavierbrillantine wirkungsbewußt brillant. Mit dieser Gesellschaft fremdeln drei Walzer Chopins, messerspitz akzentuiert und mit „straighten“ Tempi, als hätte George Sand sie dem Komponisten in die Feder diktiert, und Ravels Klavierfassung von „La Valse“, abgrundlos lebenssüchtig vorgeführt.

Catherine Gordeladze hat zwei halbe überdurchschnittliche Alben vorgelegt, deren jedes der Hörer sich von ihr als ein ganzes gewünscht hätte.

Catherine Gordeladze Dance Fantasies Antes Edition / Bella Musica, 2017 www.catherinegordeladze.de