© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/17 / 07. Juli 2017

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Seit mehr als dreißig Jahren besuche ich, früher öfter als heute, das Deutsch-Französische Volksfest in Berlin-Reinickendorf. 1963 ins Leben gerufen, beginnt es jedes Jahr im Juni und endet traditionell am oder um den 14. Juli herum, dem französischen Nationalfeiertag. Abgesehen von dem üblichen Rummel mit seinen Fahrgeschäften und den Spielebuden gab es jedes Jahr ein eigens mit prächtigen Kulissen und Pavillons gestaltetes „französisches Dorf“, das jeweils eine Region oder Stadt kulturell und vor allem kulinarisch repräsentierte. Doch damit ist nun Schluß, aus und vorbei. In diesem Jahr haben die Schausteller zum „Berliner Volksfestsommer“ geladen. Begründung: Das bisherige Konzept habe nicht mehr funktioniert, das Deutsch-Französische Volksfest sei weiterentwickelt worden. Von wegen, abgeschafft haben sie es, keine Spur mehr von Frankreich und dem Savoir-vivre. Eine über fünfzigjährige Tradition ist spurlos abgerissen. Ärgerlich!


Sommerlektüre, um meine verwundete frankophile Seele zu streicheln: Jean-Luc Bannalecs „Bretonisches Leuchten“, vorige Woche erschienen bei Kiepenheuer & Witsch. In seinem sechsten Fall verschlägt es Kommissar Dupin an die Côte de Granit Rose und in den pittoresken Küstenort Trégastel. Dort ermittelt er zwischen einer bizarr anmutenden, leuchtend rosafarbenen Felslandschaft, langen feinkörnigen Sandstränden und idyllischen Buchten. Die Granitbrocken dort wirkten, als seien sie „buchstäblich vom Himmel gefallen (…), massig, aber zugleich beinahe schwerelos, schwebend. (…) Eine magische Szenerie – augenblicklich verstand man, warum große Schriftsteller und Maler (…) verrückt nach diesem Fleckchen Erde gewesen waren“. Jenseits der eigentlichen Krimi-Handlung gilt auch für diesen Dupin-Fall: Niemand beschreibt die Naturschönheiten, den Menschenschlag und die kulturellen Eigenheiten der Bretagne so eindrücklich wie Jean-Luc Bannalec. Ob sich hinter diesem Pseudonym tatsächlich der Geschäftsführer der S. Fischer-Verlage, Jörg Bong, verbirgt, wie im Literaturbetrieb behauptet wird, kann dem Leser herzlich egal sein. 


Apropos Unterhaltungsliteratur: Der Bastei-Lübbe-Verlag präsentierte vergangene Woche das Cover und erste Informationen zum Inhalt von Dan Browns neuem Thriller „Origin“. Dieses Mal reist der Harvard-Symbolforscher Robert Langdon nach Bilbao ins Guggenheim-Museum, um dort einer Enthüllung beizuwohnen, die „für immer das Gesicht der Wissenschaft verändern wird“. Das Buch erscheint am 4. Oktober. Vormerken!