© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/17 / 07. Juli 2017

Blick in die Medien
Keilerei am Futtertrog
Tobias Dahlbrügge

Rund acht Milliarden Euro kassieren die Staatssender jährlich an „Demokratieabgabe“ für ihre Regierungs-PR. Das weckt Futterneid. Pro-Sieben/Sat.1-Vorstand Conrad Albert will auch was von der Beute und fordert in der FAS, die Privaten sollten ebenfalls „aus öffentlichen Mitteln mitfinanziert werden“, das sei nur „gerecht“.

Seine Begründung ist ganz schön dreist: Weil ARD und ZDF kaum von jungen Leuten gesehen werden, übernähmen Privatsender wie Pro7 und Sat.1 „die Grundversorgung in jungen Segmenten de facto mit“. Darum müßte die Politik die „medienrechtlichen Rahmenbedingungen neu ordnen“, sprich den Weg zur Rundum-sorglos-Versorgung freimachen. „Medienordnung 4.0“ nennt er das.

Fraglich ist, wo in dem Trash-Programm die demokratische „Grundversorgung“ liegt.

Besonders lustig: „Uns jetzt für den Erhalt unserer ausgeprägten Medien- und Meinungsvielfalt zu engagieren, ist für unser Zusammenleben enorm wichtig. Dieses Engagement muß vor allem den jungen Zielgruppen gelten, denn sie sind die Wähler von morgen.“ Wo Albert in seinem Trash-Programm aus seichten US-Serien, Boulevard, Scripted-Reality-Krawall und ein paar Minütchen „News“ seine demokratische „Grundversorgung“ sehen will, hat er nicht gesagt.

Der Medienrechtler Mark Cole von der Uni Luxemburg erstellte im Auftrag Alberts eine Studie, die zu dem „überraschenden“ Fazit kommt: Kein Problem, auch Private brauchen Staatsknete. Die ARD findet die Konkurrenz gar nicht komisch und kontert, täglich würden über 400.000 junge Leute zwischen 14 und 29 Jahren „Tagesschau“ und „heute“ gucken.

Interessant ist, das ProSieben/Sat.1 den konzerneigenen Nachrichtensender N24 erst 2009 verkaufte, weil man Nachrichten „nicht unbedingt wichtig für den Zuschauer“ fand. Jetzt betteln dieselben Manager trotz satter Gewinne um Gebührenkohle. Doch statt den Bürgern noch mehr Zwangsabgaben abzupressen, gehört diese anachronistische Fernsehfinanzierung endlich ganz abgeschafft.